Gegen die Spitalsreform, die die Vorarlberger Landesregierung plant, gehen jetzt auch die Dornbirner Spitalsärzte auf die Barrikaden. In einem offenen Brief werfen sie der Regierung schwere Versäumnisse vor.
Gleich zu Beginn ihres offenen Briefes stellen die Ärzte und Ärztinnen klar, dass der Strukturreform-Prozess „keineswegs so partizipativ war, wie das seitens der Landesregierung behauptet wurde und wird.“ Die Gespräche glichen eher „Stimmungsabfragen“, heißt es in dem Schreiben, das die Ärzteschaft nun veröffentlicht hat.
Aber nicht nur daran stoßen sich die Mediziner, sondern vor allem an den Plänen an sich – und an der von der Landesregierung vertretenen Argumentation, denn „bis heute sind die Zahlen hinter den Berechnungen unklar“. Die Ärzte orten Planlosigkeit: „Das Hin- und Herschieben von Fachrichtungen mit den damit verbundenen Ausgaben in Millionenhöhe, mit fraglichem Einsparungspotenzial, ist in jedem Fall nur eine Notlösung und nicht nachhaltig. Ob die Zukunftsplanung der Vorarlberger Spitalsstruktur durch eine Firma, deren Geschäftsführer gleichzeitig im Aufsichtsrat der Vorarlberger Landeskrankenhäuser sitzt, zum Nachteil des Standorts/Trägers Dornbirn war, überlassen wir der Interpretation der Leserinnen und Leser.“
„Berechnungen stimmen nicht“
Aus Sicht der Ärzte werde „ein funktionierender und effizienter Standort mit idealem Fachabteilungsmix sinnlos geopfert, um Probleme und Versäumnisse in der KHGB zu lösen. Eine Kostenersparnis ist für uns nicht absehbar, eine Qualitätsverbesserung mehr als fraglich.“ In keinem Fall sei die angestrebte Lösung „visionär und wegweisend für die Zukunft“, es handle sich dabei maximal um eine „Zwischenlösung mit jetzt schon absehbaren weiteren Umstrukturierungsnotwendigkeiten“. Auch die Berechnungen, was die künftigen Diensträder angehe, würden nicht stimmen.
So würde zwar die Gynäkologie nach Bregenz verlegt werden (gegen den Willen von Dornbirn), trotzdem wird nun aber eine gynäkologische Ambulanz mit zehn Betten in Dornbirn eingeplant. Für die Dornbirner Ärzte ist das eine typische, „österreichische Lösung“, die erst recht kaum Einsparungspotenzial bringen würde. Das Ganze würde „dem Fass den Boden ausschlagen“.
„Viele Nachteile für Patienten“
Die Mediziner unterstützen den Vorschlag von Dornbirns Bürgermeister Markus Fäßler, eine neue, gemeinsame Gesellschaft zu gründen. Die Kräfte und Mittel sollten an einem Standort Dornbirn/NORD/Unterland konzentriert werden und Neuinvestitionen lokal gebündelt. „Auch von der beauftragten BDO Health Care GmbH wurde zu Beginn des partizipativen Strukturdialogs eine Versorgungsstruktur mit zwei Hauptversorgungseinheiten (Ober-/Unterland) als sinnvollste, für das Personal attraktivste und insgesamt wirtschaftlichste Lösung präsentiert“, heißt es weiter in dem Schreiben. Was die Politik bis jetzt vorgeschlagen habe, sei eine halbherzige Zwischenlösung mit vielen Nachteilen für Patienten, Steuerzahler und Mitarbeiter.

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