Vier Stunden musste ein Salzburger (79) Ende März nach einem Aorteneinriss auf eine Notoperation warten – und verstarb. Die Angehörigen reichten deshalb Klage gegen die Salzburger Landeskliniken ein. Beim Zivilprozess berichteten drei Spitalsärzte über einige interessante Details.
Es war der 27. März, gegen 15.30 Uhr, als der Salzburger aufgrund von Schmerzen in der Brust in die Notaufnahme des Salzburger Uniklinikums kam. Nach einer CT-Untersuchung stand die Diagnose fest: ein lebensgefährlicher Aorteneinriss, eine Notoperation war dringend notwendig, um sein Leben zu retten.
Das Problem damals: Der OP-Saal war mit einer anderen kritischen Patientin belegt und für den zweiten Saal stand kein OP-Team bereit. Letztlich dauerte es vier Stunden, bis der Salzburger mit dem Rettungshelikopter nach Linz geflogen wurde. Dort verstarb der 79-Jährige am Weg in den OP-Saal. Anwalt Stefan Rieder, der die Angehörigen des Mannes vertritt, reichte Klage gegen die Salzburger Landeskliniken (SALK) ein.
Fünf Ärzte telefonierten mit etlichen Spitälern
Der Zivilprozess dazu wurde am Donnerstag fortgesetzt, drei Ärzte sagten als Zeugen aus – und entlarvten interessante Details. So riefen fünf Ärzte bei mehr als sieben Spitälern an, als feststand, dass der Patient hier nicht operiert werden könne. „Wir haben bis nach Italien telefoniert“, sagte eine Ärztin. Das sei auch kein üblicher, sondern ein außergewöhnlicher Vorgang, merkte sie an.
Eigene Kontakt-Listen oder Richtlinien gäbe es nicht: „Jeder ruft dort an, wo er selbst schon Kontakte hat“, erzählte eine andere Ärztin. Man müsse teils Nummern im Internet extra heraussuchen oder komme zur Vermittlung. Rieder fragte auch, ob die Ärzte in Warteschleifen landen. Dies wurde von einem Arzt bestätigt. Ob es eine digitale Plattform gäbe, um per Knopfdruck Spitalskapazitäten zu prüfen, verneinten die Mediziner.
Eine solche Situation wie beim Salzburger habe es „in 15 Jahren dreimal gegeben“, führte eine Frau Doktor aus. Im Fall des Salzburgers kamen weitere Umstände dazu, die Zeit kosteten: So konnte der Heli trotz Zusage des Klagenfurter Spitals wetterbedingt dorthin nicht fliegen. Danach musste der Patient auch reanimiert werden. Als später die Kepler-Klinik in Linz zusagte, war der Heli bei einem anderen Einsatz – das führte zu weiterer Wartezeit, wie im Verhandlungssaal zu hören war.
Der Zivilprozess wird noch fortgesetzt, da ein Sachverständiger mit einem Gutachten beauftragt wurde.

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