Die EU hängt am Gängelband der US-Techriesen. Microsoft, Amazon und Co. beherrschen den Markt. Komplette Unabhängigkeit ist illusorisch, ein Experte zeichnet aber Auswege.
Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts. Doch die Macht darüber haben längst US-Techriesen übernommen. Sie kontrollieren in Europa rund Dreiviertel des Cloud-Markts, ohne US-Technologien läuft fast nichts. Über 5000 Rechenzentren liegen in den USA, mehr als zehnmal so viele wie im größten EU-Land Deutschland. Von den Serverfarmen in Europa sind die meisten unter der Kontrolle amerikanischer Konzerne. Auch bei der Chipherstellung steht Europa mit unter zehn Prozent Weltmarktanteil nur am Spielfeldrand, Asien und die USA dominieren.
USA kann ihre Dominanz gegen Europa ausspielen
Das bringt die EU und Österreich in eine Abhängigkeit. „Die USA spielen diese Karte gerade auch stark aus“, sagt Alexander Windbichler, Chef des Cloudanbieters Anexia. Es sei bereits möglich, dass die US-Regierung Dienste in Europa abschaltet. Im Mai etwa blockierte Microsoft die Mail-Adresse von Karim Khan, Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof – alles auf Betreiben von US-Präsident Donald Trump.
Ohne US-Techriesen würde in Österreich vieles zusammenbrechen. Das Bahnnetz wäre lahmgelegt oder andere kritische Infrastruktur in Gefahr. „Wir sehen auch bereits, dass die USA diese Macht ausspielen können“, so Windbichler.
„Digitale Souveränität Europas ein realistisches Ziel“
Doch es gibt Auswege. „Die digitale Souveränität Europas ist kein Traum, sondern ein realistisches Ziel“, betont Windbichler. Zwar werde die EU niemals digital autark werden, die USA werden weiterhin eine große Rolle spielen und die EU werde auch weiterhin US-Software und -Systeme nutzen, doch eigenständig ohne direkten Zugriff durch die USA. In strategischen Bereichen kann zudem die Unabhängigkeit steigen.
Europa hat zahlreiche starke Unternehmen, die diese Aufgabe stemmen können. Die Politik sollte ihnen eine Chance geben.
Alexander Windbichler, Chef des Cloudanbieters Anexia
„Europa hat zahlreiche starke Unternehmen, die diese Aufgabe stemmen können. Die Politik sollte ihnen eine Chance geben“, appelliert Windbichler.
Erste Schritte gegen die massive Abhängigkeit
Diese Woche kam auch Bewegung in die Sache. Alle 27 EU-Länder unterzeichneten eine Deklaration. Auch in Österreich gibt es Bemühungen, etwa mehr quellenoffene Lösungen.
Das Bundesheer wechselt etwa von Microsoft Office zum freien Paket LibreOffice, das Bundesrechenzentrum BRZ schafft eine „souveräne Cloud-Infrastruktur“. Unter den Austro-Firmen will A1 mit einer europäischen Cloud punkten, sie nutzt z.B. Lebensmittelriese Spar.
Geht es nach der Regierung, sollen europäische Lösungen bei öffentlichen Ausschreibungen einen Vorteil haben.
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