„Krone“-Kommentar

Wenn Studenten plötzlich an Schulen unterrichten

Kolumnen
14.11.2025 11:00

Würden Sie sich von einem Medizinstudenten operieren lassen? Hätten Sie keine Bedenken, wenn der Lehrling Ihre Therme einbaut? Und der einzige Grund dafür wäre: Es gibt eben viel zu wenige Ärzte oder Installateure.

Was in anderen Berufen nur in Ausnahmefällen bewilligt wird, ist im Lehrberuf derzeit die Regel. Unzählige Studierende unterrichten an Österreichs Schulen, vor allem in Wien. Damit sind keinesfalls Lehrer gemeint, die ihre Masterarbeit noch nicht fertig geschrieben haben. Sondern Bachelor-Studenten, die gerade einmal im dritten Semester sind. Nach dem Unterricht hetzen sie deshalb schnell wieder an die Universität oder Pädagogische Hochschule.

Viele von ihnen werden an Brennpunktschulen eingesetzt. Dort gibt es besonders viele Schüler, aber viel zu wenige Lehrer. Wir sind also sehr froh, dass sie hier sind.

Trotzdem drängt sich eine Frage auf: Wozu noch die Ausbildung, wenn man auch ohne Abschluss unterrichten darf? Sicher, theoretisches Hintergrundwissen ist wichtig. Für die Arbeit mit Sechs bis 14-Jährigen ist aber Praxiserfahrung mindestens ebenso wichtig. Vielleicht betonen angehende Lehrer deshalb so oft: „Davon habe ich nichts gelernt!“ Oder: „Ich habe mir Unterrichten anders vorgestellt.“

„Learning by doing“ ist sinnvoll. Trägt man aber neben dem Studium noch volle Verantwortung für eine Klasse, droht nicht selten ein Burnout. Selbst pädagogische Naturtalente sollten Praxiserfahrung sammeln und begleitet werden, bevor sie ins Berufsleben eintreten dürfen.

Porträt von Susanne Wiesinger
Susanne Wiesinger
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