Wie es nun weitergeht

Der Machtkampf um Harald Mahrers Nachfolge

Innenpolitik
13.11.2025 21:35

Harald Mahrers tritt als Chef der Wirtschaftskammer ab. Automatisch wird damit die Tiroler Vizepräsidentin Martha Schultz übernehmen. Sie dürfte aber nur eine Interimslösung sein und soll bald wieder abgelöst werden. 

WKO-Präsident Mahrer kündigte am Donnerstag per Online-Video eine geordnete Übergabe sowohl in der Kammer als auch im Wirtschaftsbund an. Die Grabenkämpfe um die Nachfolge haben in Wahrheit aber schon längst begonnen.

Kaum verdichteten sich die Zeichen auf einen raschen Rücktritt Mahrers, wurden schon viele Namen als mögliche Nachfolger in Stellung gebracht. Seine Vizepräsidentin Martha Schultz wird automatisch übernehmen. Damit dürfte der Vorarlberger Kammer-Präsident Karl-Heinz Kopf eher vom Tisch sein. Er gilt zudem wie Mahrer mehr als „Apparatschik“ denn als Unternehmer, wie es ein Insider formuliert. Ein „Reform-Präsident“ und ein Zeichen für Erneuerung wäre der 68-Jährige nicht.

Hummer und Thaler führten Aufstand an
Optionen dürften auch die oberösterreichische Präsidentin Doris Hummer und die Tiroler Chefin Barbara Thaler sein. Beide haben schon vor der von Mahrer einberufenen Krisensitzung am vergangenen Sonntag den Aufstand gegen ihn angeführt.

Die Oberösterreicherin Doris Hummer wird immer wieder als Nachfolgerin gehandelt.
Die Oberösterreicherin Doris Hummer wird immer wieder als Nachfolgerin gehandelt.(Bild: Cityfoto/Wolfgang Simlinger)

Gegen sie beide spricht allerdings, dass sie zum Kreis jener Landespräsidenten gehören, deren Gage heuer um 50 bis 60 Prozent gestiegen ist. Sie stehen also ebenso in der Kritik und waren bei vielen Beschlüssen selbst dabei. Außerdem könnte es den beiden an Hausmacht und Durchsetzungsvermögen mangeln, es fehlt die Unterstützung weiterer wichtiger Länder.

Zwei Lager in der Wirtschaftskammer
Es stehen sich offenbar zwei Lager in der Wirtschaftskammer gegenüber: Auf der einen Seite die Mahrer-Gegner, angeführt von Hummer und Thaler. Auf der anderen Seite Mahrers bisherige Unterstützer rund um den Wiener Präsidenten Walter Ruck. Auch Kärnten und die Steiermark gehören dazu.

ÖVP-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner schlug sich auf die Seite des amtierenden Chefs Harald ...
ÖVP-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner schlug sich auf die Seite des amtierenden Chefs Harald Mahrer.(Bild: APA/PAUL GRUBER)

In der Ziehung für die Nachfolge soll auch die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Elisabeth Zehetner (ÖVP) gewesen sein. Sie winkt allerdings ab und verteidigt den amtierenden Präsidenten: „Ich kenne Harald Mahrer seit vielen Jahren und schätze ihn für seine Integrität und Tatkraft. Er hat die Kritik angenommen, rasch Konsequenzen gezogen und Reformen in Aussicht gestellt. Als Kennerin der Wirtschaftskammer weiß ich, welch hohen Wert diese Organisation für unsere Unternehmen und den Standort hat. Ich bin überzeugt, dass Harald Mahrer die Gestaltungskraft hat, diesen Wert zu vermitteln.“

Auch Zehetner kommt nicht aus der Wirtschaft, sondern war zuvor Angestellte in der Kammer. Der jetzige WKO-Generalsekretär Jochen Danninger ist ebenso keine Option, auch er ist kein Selbstständiger.

Steirer mit Außenseiterchancen
Außenseiterchancen könnte indes der steirische Fahrzeug- und Landmaschinenhändler Philipp Gady haben. Er war bis Mitte des Jahres Vizepräsident der Wirtschaftskammer und gilt als gestandener und gut vernetzter Unternehmer.

Langfristige Lösung könnte auf sich warten lassen
Die Suche nach einer neuen Lösung kann sich noch in die Länge ziehen. Am Freitag findet eine Sitzung der Landespräsidenten statt, in der aber wohl lediglich erste Weichen gestellt werden dürften. Denn so leicht lässt sich eine Nachfolge gar nicht regeln. Schultz stellte bereits fest, dass sie den Posten nicht anstrebt. Ein fixer Nachfolger müsste im Wirtschaftsparlament die Zustimmung erhalten. Der dort dominierende schwarze Wirtschaftsbund könnte lediglich sehr bald eine Person nominieren, die dann designierter Präsident bzw. Präsidentin wäre.

Landeshauptleute-Vorstoß kommt nicht nur gut an
Dass sich am Mittwoch die mächtigen ÖVP-Landeshauptleute Johanna Mikl-Leitner und Thomas Stelzer gegen Mahrer gestellt haben, wird bei einigen in der Kammer nicht goutiert. Beide kommen zudem aus dem ÖVP-Arbeitnehmerbund ÖAAB. Man spricht unter vorgehaltener Hand auch von „Ablenkungen von den eigenen Budgetproblemen“.

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