Furcht vor Bunkerkeim

Tödliche Krankheit breitet sich an der Front aus

Ausland
11.11.2025 11:30

Eine Krankheit, die in Europa nahezu ausgerottet ist, feiert ein trauriges Comeback: Ukrainische Mediziner berichten von einem starken Anstieg an Infektionen mit Gasbrand. Die bakterielle Infektion kann Muskelgewebe in tödlichem Tempo zerstören. 

Gasbrand war schon im Ersten Weltkrieg unter Soldaten gefürchtet: Schon damals breitete sich der Erreger in den Schützengräben aus und raffte viele Männer dahin. Nun ist die bakterielle Infektion an den Frontlinien im Ukraine-Krieg wieder auf dem Vormarsch, wie der „Telegraph“ berichtet.

Kampfdrohnen erschweren Evakuierung von Verletzten
Was die Situation erschwert: Durch den massiven Einsatz von Kampfdrohnen sei die Evakuierung verwundeter Soldaten nahezu unmöglich. Das führt dazu, dass sich Infektionen mit alarmierender Geschwindigkeit ausbreiten können. „Wir sehen Verletzungskomplikationen, die noch nie ein lebender Mensch in Kriegszeiten gesehen hat“, wird ein freiwilliger Sanitäter namens Alex in der Region Saporischschja von der Zeitung zitiert. 

„Derartige Verzögerungen bei Evakuierungen hat es in den letzten 50 Jahren noch nie gegeben – wahrscheinlich seit dem Zweiten Weltkrieg, vielleicht sogar noch länger nicht. Und wir beobachten ein Krankheitsbild, das wir noch nie zuvor gesehen haben“, erklärt der Sanitäter weiter. 

Ukrainische Militärsanitäter an der Front in der Region Donesk (Symbolbild)
Ukrainische Militärsanitäter an der Front in der Region Donesk (Symbolbild)(Bild: AFP/DIMITAR DILKOFF)
Sanitäter und Patienten sehen oft wochenlang kein Sonnenlicht – die Gefahr durch Kampfdrohnen ...
Sanitäter und Patienten sehen oft wochenlang kein Sonnenlicht – die Gefahr durch Kampfdrohnen ist außerhalb unterirdischer Schutzräume zu groß.(Bild: EPA/Maria Senovilla)

Wunden knistern bei Berührung
Gasbrand ist eine lebensbedrohliche Wundinfektion – sie kann zu rasantem Gewebeverlust und letztendlich auch zum Tod führen. Sie wird durch Bakterien verursacht, die in sauerstoffarmem, geschädigten Gewebe perfekte Bedingungen vorfinden. Die Folge einer Infektion sind unter anderem starke Schmerzen, Schwellungen und Fieber. Bei Berührung der Haut kann aufrund der Gasansammlungen im erkrankten Gewebe ein Knistern zu hören sein.

Patienten werden oft wochenlang unterirdisch behandelt
Tiefe Wunden, hervorgerufen durch Schuss- oder Explosionsverletzungen, begünstigen die Krankheit – besonders, wenn die medizinische Versorgung mangelhaft ist, wie das an der Front häufig vorkommt. „Wir haben Patienten im Krankenhaus, die seit ein paar Wochen verletzt sind und  in unterirdischen Stabilisierungsstationen sitzen, wo wir sie so gut wie möglich am Leben erhalten“, schildert die Quelle die dramatische Situation. 

„Gasbrand ist etwas, worüber man in der Schule lernt … In der Ukraine sieht man es jedoch, weil die Menschen mit diesen Wunden da sitzen und nicht richtig versorgt werden – man kann sie einfach nicht schnell genug in ein Krankenhaus bringen, um sie richtig behandeln zu lassen.“ Auch bei bester medizinischer Versorgung gestaltet sich die Behandlung einer Gasbrand-Infektion als äußerst schwierig. Normalerweise wird infiziertes Gewebe chirurgisch entfernt und eine hohe Dosis an Antibiotika verabreicht. 

„Unbehandelt liegt die Sterblichkeitsrate bei nahezu 100 Prozent“
„Es handelt sich um eine extrem lebensbedrohliche Infektion: Unbehandelt liegt die Sterblichkeitsrate bei nahezu 100 Prozent“, so Dr. Lindsey Edwards, Dozentin für Mikrobiologie am King‘s College London. Gasbrand trat vor allem im Ersten Weltkrieg auf, als schwere Verletzungen und begrenzte medizinische Versorgung alltäglich waren. Die Soldaten infizierten sich in den schlammigen, feuchten Schützengräben und auf Feldern, die häufig mit Mist gedüngt waren, der mit den Bakterien verseucht war. 

„Wer sich ins Freie wagt, wird von einer Drohne getötet“
Was die Lage verschlimmert: Antibiotikaresistenzen nehmen zu. „Wenn man einen Stamm hat, der gegen Antibiotika resistent ist, wird die Behandlung deutlich komplizierter“, erklärt Edwards. Die medizinische Behandlung wird zudem größtenteils in Bunkern und Kellern verlassener Gebäude durchgeführt – den einzigen Orten, die Drohnen nur schwer erreichen können. „Wer sich ins Freie wagt, wird von einer Drohne getötet. Das ist keine Übertreibung“, erklärt der Sanitäter Alex.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt