Fast ein Vierteljahrhundert nach den Anschlägen vom 11. September 2001 bekommt New York erstmals einen muslimischen Bürgermeister. Der 34 Jahre alte Linkspolitiker Zohran Mamdani errang am Dienstag einen Erdrutschsieg. Der Jubel bei Hunderttausenden muslimischen Bürgerinnen und Bürgern in der US-Metropole ist riesengroß.
„Ich habe früh gewählt und geweint“, gab sich eine 41-jährige Apothekerin gegenüber der Tageszeitung „New York Times“ sehr emotional. Sie hätte nie im Leben gedacht, dass ein Muslim New Yorker Stadtchef werden könnte.
„In diesem Moment der politischen Dunkelheit wird New York das Licht sein“, sagte Mamdani bei seiner Siegesrede auf einer Veranstaltung im New Yorker Stadtteil Brooklyn – und wandte sich dann direkt an den US-Präsidenten, dessen Regierung zuletzt drastisch gegen Menschen vorgegangen war, die illegal ins Land gekommen waren. New York werde eine Stadt der Einwanderer bleiben, betonte er. „Um an einen von uns zu kommen, müssen Sie an allen von uns vorbei.“
„Ich danke Gott“, sei der US-Zeitung zufolge auch immer wieder in den Straßen des „Big Apple“ zu hören gewesen. „Es fühlt sich gut an, dass er ein Muslim ist. Aber das ist nicht wichtig“, zitierte das Medium einen weiteren Mamdani-Wähler. Ein anderer erklärte: „Wenn Sie die Straße entlanggehen, bekommen Sie Halal-Essen. Wir sind seit so langer Zeit das Rückgrat so vieler Teile der Stadt, und jetzt ist unsere Zeit gekommen.“
Mit seinem Kampf für einen Mietpreisdeckel, kostenlose Busse und Gratis-Kinderbetreuung hatte der 34-jährige Demokrat mit ugandisch-indischen Wurzeln offenbar auf die richtigen Themen gesetzt – und zwar nicht nur innerhalb der muslimischen Bevölkerung. Dennoch spielte sein Glaube eine wichtige Rolle in seiner Kampagne. Er legte seinen Fokus sehr stark auf muslimisch geprägte Stadtteile. Mamdani betete nicht nur einmal gemeinsam mit Glaubensbrüdern in New Yorker Moscheen.
„Einer der größten politischen Umstürze in der US-Geschichte“
Mehr als zwei Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab – nach Angaben der Wahlleitung so viele wie seit 1969 nicht mehr. Der bisherige Bürgermeister, der Demokrat Eric Adams, war trotz eines Korruptionsskandals ebenfalls ins Rennen gegangen, zog seine Kandidatur dann aber wegen geringer Erfolgschancen zurück. Er gratulierte Mamdani zu seinem Wahlsieg.
Zahlreiche weitere prominente Politiker streuten Mamdani ebenfalls Rosen. Der Linkskandidat habe „einen der größten politischen Umstürze in der modernen amerikanischen Geschichte“ geschafft, schrieb der linke Senator Bernie Sanders auf X.
Die aus New York stammende ebenfalls linke Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez bezeichnete Mamdanis Wahlsieg als „einen großen Schritt hin zu einer besseren Zukunft für unsere Stadt“, der auch eine Botschaft an US-Präsident Trump sende: „Er weiß, wenn er sich mit uns anlegt, dann legt er sich mit dem ganzen Land an.“
Der ebenfalls aus New York stammende Minderheitsführer der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, gratulierte Mamdani zu einem „historischen und wohlverdienten Sieg“. Der Bürgerrechtler Al Sharpton verglich Mamdani sogar mit dem demokratischen Ex-Präsident Barack Obama. Seit dessen Wahlsieg 2008 seien Wähler und Wählerinnen nicht mehr so euphorisch und hoffnungsfroh in Hinblick auf einen Kandidaten gewesen.
Trump: „Und so beginnt es“
Der demokratische Erdrutschsieg schmeckte Präsident Donald Trump ganz und gar nicht. Sein knapper Kommentar auf seiner Kurznachrichtenplattform Truth Social lautete: „Und so beginnt es.“ Die kryptische Botschaft könnte bedeuten, dass der Republikaner die im Vorfeld angekündigten Maßnahmen durchziehen könnte: die Streichung der Bundesmittel für die größte US-Stadt. Sogar als „100 Prozent kommunistischen Irren“ hatte er den 34-Jährigen beschimpft.
Die Nacht auf Mittwoch wurde für den Republikaner ohnehin zu einer politischen Ohrfeige. Seine Partei verlor neben New York auch zwei Gouverneurswahlen in den Bundesstaaten New Jersey und Virginia. Die kleine „blaue Welle“ gibt den Demokraten Rückenwind mit Blick auf die bevorstehende Zwischenwahl des US-Kongresses in einem Jahr. Die unterlegenen republikanischen Kandidaten in den beiden Bundesstaaten hatten sich im Wahlkampf klar hinter Trump gestellt.
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