25 Jahre im steirischen Landtag, acht Jahre Landesrat, zweieinhalb Jahre Landeshauptmann: Aber noch in diesem Jahr ist für Christopher Drexler (54) Schluss mit der Politik. Im November wird sich der aktuelle Zweite Landtagspräsident aus dem Landtag verabschieden und im neuen Jahr in die Privatwirtschaft wechseln. Er verrät auch schon, wohin es ihn zieht.
Es waren wechselvolle, überwiegend erfolgreiche Jahre für den intellektuellen ÖVP-Politiker. Weit über zwei Jahrzehnte lang zeigte die Erfolgskurve nach oben: Der Grazer, der sich mittlerweile mit seiner dritten Ehefrau im oststeirischen Passail angesiedelt hat, stieg vom Landesobmann der Jungen ÖVP zum Landtagsabgeordneten und bald zum Klubobmann der Volkspartei auf, wo er sich durch markige Ansagen – auch oft gegen die Linie der Bundespartei gerichtet – Aufmerksamkeit erwarb.
Vor elf Jahren zog Drexler in die Landesregierung ein – zunächst als Landesrat für Gesundheit und Pflege. Genau dieses Gebiet wird auch sein künftiges Betätigungsfeld.
Vom Kronprinzen zum Landeshauptmann
Doch bevor er mit Jahreswechsel der Politik gänzlich den Rücken zukehrt, ging es in seiner Karriere noch weiter steil bergauf. Drexler mutierte rasch zum Kronprinzen des erfolgreichen ÖVP-Landeshauptmannes Hermann Schützenhöfer. Dieser vollzog die Übergabe im Sommer 2022.
Schützenhöfer packte im „Krone“-Doppelinterview damals seinem Wunsch-Nachfolger allerdings einen Felsbrocken in den symbolischen Rucksack, den Drexler nicht loswerden sollte, als er sagte: „An der Beliebtheit von Christopher Drexler müssen wir noch arbeiten. Aber es ist noch kein Landeshauptmann vom Himmel gefallen.“
Bittere Wahlniederlage: FPÖ eroberte die Steiermark
Tatsächlich gelang es Drexler nur sehr bedingt, seinen Beliebtheitsgrad zu steigern. So wurde die Landtagswahl im November des Vorjahres zur großen Schlappe für die ÖVP. Und ihr Landeshauptmann „fiel vom Himmel“ auf den harten Boden der Tatsachen: Unter auch bundespolitisch ungünstigen Vorzeichen rasselte die Volkspartei um fast zehn Prozent nach unten, während die FPÖ unter Mario Kunasek mehr als 17 Prozentpunkte dazugewann und eindeutig Erster im Land wurde.
Einem verunglückten Drexler-Statement am Wahlabend, wo er die Schuld am Absturz in Wien beim Bundespräsidenten und dem Bundeskanzler Nehammer verortete, folgten – unter den gegebenen Umständen – erfolgreiche Koalitionsverhandlungen. Die ÖVP unter Verhandlungsführer Drexler buhlte mit der SPÖ um die Gunst Kunaseks und gewann. Der neue blaue Landeshauptmann entschied sich für die ÖVP als Koalitionspartner.
Doch Drexlers Erwartung, sich damit auch seine politische Zukunft als Landeshauptmann-Stellvertreter gesichert zu haben, war trügerisch: In einer Palastrevolution schickte die Partei ihren Landeschef in die Wüste. Auf den ÖAAB-ler Drexler folgte die Wirtschaftsbündlerin Manuela Khom als Landesparteichefin und Landeshauptmann-Stellvertreterin.
„Schwärzester Tag für steirische Schwarzen“
Mit knapper Not konnte Drexler an einem maximal turbulenten Tag für die Volkspartei (die „Steirerkrone“ titelte: „Schwärzester Tag für steirische Schwarze“) für sich selbst gerade noch das Amt des Zweiten Landtagspräsidenten retten.
Kein Lebensjob für den vitalen Mann in den besten Jahren. „Ich habe bereits im Dezember gesagt, ich werde mich neu orientieren“, sagt Drexler jetzt und kündigt an: „Ich nehme noch in diesem Jahr Abschied aus der Politik.“
Neuer Job in der Sanlas-Holding
Die zuletzt aufgetauchten Gerüchte, der ehemalige Gesundheitslandesrat würde in die steirische Spitalsholding wechseln, hatten in eine richtige Spur geführt. Doch Drexler tritt keinen Job bei den öffentlichen Gesundheitsbetrieben an, sondern wechselt in die Privatwirtschaft: Er übernimmt im neuen Jahr eine leitende Aufgabe in der Sanlas-Holding, die mehrere Privatkliniken, Seniorenresidenzen und Reha-Einrichtungen, vorwiegend in der Steiermark, betreibt. In diesem Betrieb mit 1500 Mitarbeitern soll er für den Bereich Personal und Vertragspartnermanagement zuständig sein.
„Dieser Schritt in die Privatwirtschaft wird jetzt gelingen, ich bin höchst motiviert“, freut sich der Vollblutpolitiker auf seine neuen, „höchst reizvollen Aufgaben“. Mit der Politik will er vollständig abschließen, keinerlei Parteifunktionen ausüben.
Mit 54 Jahren Schluss mit der Politik
Wie hatte es Drexler im „Krone“-Interview bei der Übergabe von Schützenhöfer auf ihn formuliert? „Es ist ganz sicher nicht mein Lebensziel, 20 Jahre lang, also bis zu meinem 70. Geburtstag, Landeshauptmann zu bleiben.“ Landeshauptmann war er schon zweieinhalb Jahre später nicht mehr, dreieinhalb Jahre später ist überhaupt Schluss mit der Politik – schon mit 54!
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