Die Waffenruhe im Gazastreifen steht auf Messers Schneide – und nun greift die US-Regierung ein: Vizepräsident JD Vance trifft am Dienstag in Israel ein, um die brüchige Feuerpause zu stabilisieren.
Bereits am Montag waren die Nahost-Vermittler Steve Witkoff und Jared Kushner, Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, zu Krisengesprächen eingetroffen. Der Hintergrund: schwere Verstöße, tödliche Angriffe und gegenseitige Schuldzuweisungen.
Vance sprach von „Rückfällen und Rückschlägen“
Die Ankunft von Vance teilte die israelische Flughafenbehörde am Montag mit. Bereits zuvor hatte der Vizepräsident angekündigt, es werde „Rückfälle und Rückschläge“ bei der Waffenruhe geben. Er kündigte für die kommenden Tage den Besuch eines Mitglieds der US-Regierung in Israel an und fügte vielsagend hinzu: „Es könnte ich sein.“
Die Vermittler Witkoff und Kushner werden voraussichtlich mit Vertretern der israelischen Regierung zusammentreffen, bestätigte ein Sprecher der US-Botschaft in Israel. Ihre Mission: Die am 10. Oktober in Kraft getretene Waffenruhe stabilisieren, die nach nur wenigen Tagen ins Wanken geraten ist.
Schwerste Luftangriffe seit Beginn der Waffenruhe
Am Wochenende hatten sowohl Israel als auch die radikalislamische Hamas Verstöße gegen die von den USA mitverhandelte Waffenruhe gemeldet. Nach Einschätzung von Trump ist die Feuerpause jedoch weiterhin in Kraft. „Ja, das ist sie“, sagte Trump am Sonntag (Ortszeit) an Bord des Präsidentenfliegers auf eine Reporterfrage.
Die Lage vor Ort ist angespannt: Der israelischen Armee zufolge waren Soldaten am Sonntag im Süden des Gazastreifens unter anderem mit einer Panzerfaust angegriffen worden, zwei Soldaten wurden demnach getötet. Israel flog daraufhin die schwersten Luftangriffe seit Beginn der Waffenruhe. Dabei wurden Krankenhausangaben zufolge 44 Palästinenser getötet. Die Hamas dementierte die Vorwürfe und beteuerte, sie stehe nicht hinter den Angriffen.
Wieder Tote durch israelischen Beschuss
Auch am Montag wurden wieder Zwischenfälle gemeldet. Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldete unter Berufung auf eine Klinik zwei Tote durch israelischen Beschuss im Viertel Tuffah im Osten der Stadt Gaza. Israels Armee teilte mit, im Nachbarviertel Shejaiya hätten in zwei Fällen in der Früh Palästinenser ein vom Militär kontrolliertes Gebiet betreten und sich dort Soldaten genähert.
Konkret hätten sie die „gelbe Linie“, hinter die sich die israelische Armee als Teil der vereinbarten Waffenruhe zurückgezogen hat, überschritten. Die Palästinenser hätten eine Bedrohung für die Soldaten dargestellt, hieß es weiter. Diese hätten deshalb auf die Menschen – die Armee sprach in beiden Fällen von „Terroristen“ – gefeuert.
Hilfslieferungen zeitweise gestoppt
Als Reaktion auf die vermeintlichen Verstöße hatte Israel die Hilfslieferungen in den Gazastreifen gestoppt. Am Sonntag hieß es aus Sicherheitskreisen, die Lieferungen seien wegen der „eklatanten Verletzung“ der Waffenruhe-Vereinbarungen durch die Hamas eingestellt worden. Am Montag ordnete die politische Führung jedoch an, dass humanitäre Hilfe wieder über den Übergang Kerem Shalom den Gazastreifen erreiche. Der Übergang Rafah bleibe vorerst geschlossen, erklärte ein Militärvertreter. Wie viele Übergänge tatsächlich wieder für Hilfslieferungen geöffnet sind, blieb offen.
Nach Inkrafttreten der Waffenruhe waren die Hilfslieferungen als Teil der Vereinbarung ausgeweitet worden, mit einem Ziel von 600 Lkw am Tag.
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