Nach nur zwei Stunden war das lange erwartete Verfahren gegen René Benko am Dienstag schon wieder vertagt – kein Zeuge hatte Zeit und der gefallene Signa-Gründer selbst wollte keine Fragen beantworten. „Krone“-Investigativjournalist Rainer Fleckl sieht darin ein gewohntes Muster des Milliardenpleitiers.
Benko hatte sich in dem Verfahren am Landesgericht Innsbruck nicht schuldig bekannt. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wirft dem einstigen Immobilienjongleur vor, mithilfe einer Mietvorauszahlung für die sogenannte Hungerburg-Villa Vermögen vor den Gläubigern verborgen zu haben. Der Strafrahmen beträgt aufgrund der Schadenshöhe bis zu zehn Jahre.
Während Benkos Verteidiger Norbert Wess mit einem durchaus emotionalen Eröffnungsplädoyer aufhorchen ließ, wollte sich der Angeklagte keinen Fragen stellen. Auf die Belehrung und Befragung der Richterin antwortete er nur leise und knapp, sprach lediglich davon, dass die Anklageschrift der WKStA „an Zynismus nicht zu überbieten“ sei.
„Krone“-Investigativjournalist Rainer Fleckl („Inside Signa“, edition-a-Verlag, 2024) sieht darin ein bereits bekanntes Verhaltensmuster des Pleitiers: „Wir haben heute einen René Benko erlebt, der sich aus meiner Sicht ähnlich verhalten hat wie in den letzten Monaten bei Befragungen während der Untersuchungshaft. Immer dann, wenn es relevant wurde bei Verhandlungen zur U-Haft oder auch Vernehmungen, hat er sich auf die Position zurückgezogen, er könne ohne seine historischen E-Mails und seine Daten, relevante Fragen nicht beantworten.“
„Zieht sich auf schriftliche Stellungnahmen zurück“
Benko habe in der Verhandlung am Dienstag, die von großem, medialem Interesse begleitet war, genau das getan, was er gerne tue, so Fleckl: „Er zieht sich auf überwiegend schriftliche Stellungnahmen von ihm selbst oder seinem Verteidiger zurück. Auch heute hat er betont, dass man am Freitag noch einmal eine Gegenäußerung eingebracht hat, die sei jetzt das wesentliche und mehr hätte er nicht zu sagen.“
Grundsätzlich sei das aktuelle Verfahren in Innsbruck trotz des großen Interesses noch nicht Teil der großen Brocken im Signa-Komplex, betont der Benko-Experte: „Zum einen sind da die mutmaßlichen Villen-Verschiebungen am Gardasee, zum anderen steht eine verunglückte Kapitalerhöhung – Stichwort Geldkarussell – im Raum.“
Der Niedergang von René Benkos Signa-Gruppe hatte die größte Pleite der europäischen Nachkriegsgeschichte verursacht. Seit dem Zusammenbruch des einstigen Immobilienkonzerns Ende 2023 wurde über das Vermögen von insgesamt 156 Gesellschaften ein Insolvenzverfahren eröffnet, 138 in Wien und 18 in Innsbruck. Alleine heuer meldeten 99 der über eintausend Signa-Gesellschaften Insolvenz an.
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