





Der gefallene Immobilien-Jongleur René Benko nahm am Dienstag im Innsbrucker Landesgericht auf der Anklagebank Platz – sichtlich erschlankt und mit leerem Blick. Die „Krone“ lässt den ersten Prozesstag um betrügerische Krida nochmals Revue passieren.
Am Dienstag um 9.01 Uhr sperrt ein Justizwachebeamter mit einem großen Eisenschlüssel die schwere Türe gegenüber vom Schwurgerichtssaal auf. Und das rege Treiben im Innsbrucker Landesgericht mit Vertretern aus rund 70 Medienhäusern erstarrt. Plötzlich ist es mucksmäuschenstill. Erstmals seit René Benkos Festnahme im Jänner 2025 erblickt ihn die Öffentlichkeit. Und es ist nicht der selbstbewusste Strahlemann, wie man ihn von Partys und früheren Auftritten kannte. Ganz im Gegenteil.
Umzingelt von Justizwachebeamten
Den Saal betritt ein erschlankter Benko mit eingefallenem Gesicht, tiefen Augenringen und leerem Blick. Er wirkt gezeichnet. Woran sich nichts geändert hat, ist sein Drang zu einem aalglatten Auftreten: Designeranzug, perfekt geputzte Schuhe und frischer Haarschnitt mit gegelter Frisur, den er offenbar in Haft pünktlich vor dem Prozess bekommen hat. Handschellen trägt er keine, allerdings ist er umzingelt von sechs Justizwachebeamten und mehreren Polizisten.
Taffe Richterin verfolgt einen straffen Zeitplan
Minutenlang stellt sich der 45-Jährige im Saal dem Blitzlichtgewitter, ehe der erste Verhandlungstag zu einem Teilkomplex aus dem riesigen Signa-Akt startet.
Richterin Andrea Wegscheider wird ihrem Ruf, einen Plan zu haben und Prozesse zügig durchzuziehen, gleich zu Beginn gerecht, als sie sagt: „Geplant ist, dass wir morgen fertig machen. Die Zeugenbefragungen werden nicht allzu lange dauern.“ Nachsatz: „Aber man weiß ja nie.“
René Benko wird von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) betrügerische Krida mit einem Schaden von 667.566 Euro vorgeworfen: „Er hat Gelder, die er hatte, nicht zur Tilgung seiner überaus hohen Schulden bei den Gläubigern verwendet, sondern beiseite geschafft“, leitet Oberstaatsanwältin Tea Krasa ein. Einerseits, indem er für eine Villa auf der Hungerburg im Oktober 2023 eine Mietvorauszahlung für vier Jahre leistete. Für Krasa „eine absolut ungewöhnliche Idee.“
Ablenkung durch „Nebelgranaten“
Der zweite Strang dreht sich um die Teilrückzahlung einer Schenkung an seine Mutter in der Höhe von 300.000 Euro. „Er war ein Mann im Konkurs, der sich aber weigerte, seinen luxuriösen Lebensstil aufzugeben.“ Bei Benko nehme „vieles abenteuerliche Wege“, er habe eine „Art Selbstbedienungsladen“ betrieben, der „seltsame Blüten“ trug. An die Schöffen appelliert Krasa, sich nicht von „Nebelgranaten“ ablenken zu lassen.
Verteidiger Norbert Wess schießt sich in seinem Plädoyer auf die Anklage ein: „Sie ist vom Sachverhalt her und in der rechtlichen Beurteilung falsch.“ Sein Mandant habe im Oktober 2023 kein Geld beiseite geschafft: „Er hat damals um sein Lebenswerk gekämpft, rund um die Uhr dafür gearbeitet. Er hatte Hoffnung, die sich nicht bewahrheitet hat.“
Benko will keine Fragen beantworten
René Benko selbst zeigt sich wortkarg: „Das Eingangsstatement der Staatsanwaltschaft ist an Zynismus nicht zu überbieten.“ Weitere Fragen will er nicht beantworten. Womit Tag eins schon um 11.04 Uhr vorbei war und Benko zurück in die Justizanstalt Innsbruck gebracht wurde – pünktlich zum Mittagessen, wo gefüllte Palatschinken mit Vanillesauce auf dem Speiseplan standen.
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