Es ist kompliziert

Software-Austausch bei Justiz sorgt für Ärger

Oberösterreich
07.10.2025 18:00

Es muss gespart werden! Durch einen nicht angekündigten Austausch des kostenpflichtigen Office-Pakets gegen Gratis-Lösung vermissen Tausende Mitarbeiter in der Justiz nun allerdings plötzlich wichtige Daten. Auch bei der Kommunikation wird’s schwierig. Was steckt dahinter?

„Ich hab’ mal alles ohne Signatur und Adler geschickt. Ob das dann auch offiziell gilt? Fragezeichen!“ Bei den Justizangestellten in Oberösterreich – und auch im Rest der Republik – gibt’s viele Unklarheiten, Unmut und Ärger.

Kostenlose Alternative
Über Nacht war nämlich das Office-Paket – also die Microsoft-Softwarelösungen für Text, Tabellen sowie E-Mails – abgeschaltet und gegen eine kostenlose Alternative ausgetauscht worden. „Wir wurden weder darüber informiert, noch war das vorher mit uns abgesprochen“, ärgert sich Werner Gschwandtner, Vorsitzender der oö. Landes- und der Bundesvertretung der Justizgewerkschaft.

Probleme mit den E-Mails
Die Software-Umstellung hat nun ganz konkrete Auswirkungen auf die tägliche Arbeit. So seien zwar Textformate lesbar, doch würden diese anders abgespeichert werden. Vor allem beim E-Mail-Verkehr gebe es Probleme. Verteiler, in denen die Adressen gespeichert sind, seien plötzlich verschwunden. Auch scheitere die Übermittlung von Dokumenten – etwa an die Polizei -, weil die Datei-Formate nicht mehr passen. Diese können entweder nicht geöffnet werden oder es kommt zu Problemen bei der Darstellung.

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Wir verlangen, dass es eine praktikable Lösung gibt.

Werner Gschwandtner, Vorsitzender der oö. Landes- und der Bundesvertretung der Justizgewerkschaft

Noch dazu ist das Mailsystem jetzt nicht mehr, wie bei Outlook, als App und eigenes Programm vorhanden, sondern fürs Empfangen und Verschicken muss immer der Browser geöffnet werden. „Wir verlangen, dass es eine praktikable Lösung gibt“, sagt der Vorsitzende der Justiz-Personalvertretung.

Es geht ums Geld
Hintergrund der „Nacht-und-Nebel-Aktion“ ist das Geld. Die Justiz muss bundesweit 42 Millionen Euro einsparen. Und da jetzt die Umstellung des Office-Pakets aus dem Jahr 2016 auf die Version von 2024 anstand, hätten dafür wieder Lizenzen gekauft werden müssen. Diese sparte man sich mit der Umstellung auf die kostenlose Software.

Linzer Klimaanlage vorerst die letzte
„Außerdem wurden alle Baustellen gestoppt. Es gibt keine weiteren Klimaanlagen“, so Gschwandtner. Erst kürzlich, gerade noch vor den Budgetkürzungen, waren die Säle im Landesgericht Linz mit Klimaanlagen nachgerüstet worden. „Zumindest konnten wir einen Personalabbau abwenden“, sagt der Gewerkschafter. Im Raum stand nämlich, dass jede dritte Planstelle bei der Justiz nicht mehr nachbesetzt wird.

Kommentar der „Krone“
Amtsschimmel beißt sich selber

Dann wird eben eine Mailadresse linzergefaengnis@gmx.at oder gericht-steyr@gmail.com angelegt. Kostet nix, wenn man nicht zu viel Speicher braucht.

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Genug gescherzt, es versteht sich von selbst, dass das nicht so geht. Jede Firma – und am Ende des Tages ist auch die Verwaltung nichts anderes – braucht ein ordentliches Softwarepaket. Sonst geht in der heutigen Zeit nichts mehr.

Dass dieses nur noch im Justizministerium und auf Antrag, „wenn man es denn wirklich braucht“, bereitgestellt wird, bringt nicht einmal den gutmütigen österreichischen Amtsschimmel zum Lachen. Der beißt sich sonst wohin...

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