Nach einem erneuten größeren Angriff Russlands mit Drohnen, Bomben und Raketen, bei dem mindestens fünf Menschen getötet und weitere zehn verletzt worden sind, beklagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj das Fehlen „echter Reaktionen“ seitens der USA und Europa. Aus diesem Grund lache Wladimir Putin über den Westen.
„Leider gibt es keine angemessene, starke Reaktion der Welt auf all das, was geschieht“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Vor allem gebe es keine Reaktion auf eine stetige Zunahme von Ausmaß und Dreistigkeit der Angriffe. „Genau deshalb tut Putin das: Er lacht einfach über den Westen, über dessen Schweigen und das Ausbleiben entschlossener Gegenmaßnahmen.“ Moskau habe bisher alle Vorschläge abgelehnt, den Krieg zu beenden oder zumindest die Angriffe einzustellen. „Russland versucht offen, unsere zivile Infrastruktur zu zerstören, und gerade jetzt, vor dem Winter, die Gasinfrastruktur, die Stromerzeugung und -übertragung“, sagte Selenskyj.
Selenskyj: Drohnen enthielten Komponenten aus dem Westen
Der ukrainische Staatschef beklagte in diesem Zusammenhang, dass die russischen Angriffsdrohnen Komponenten enthielten, „die nach wie vor aus westlichen Ländern und verschiedenen Nachbarländern Russlands geliefert werden“. Es sei erstaunlich, dass auch nach dreieinhalb Jahren Krieg angeblich niemand wisse, wie die Lieferung dieser kritischen Komponenten gestoppt werden könne. „Die fast 500 Drohnen, die die Russen in der Nacht zum heutigen Tag eingesetzt haben, enthalten mehr als 100.000 im Ausland hergestellte Komponenten“, führte Selenskyj als Beispiel an.
Betroffen gewesen seien unter anderem auch die Regionen Saporischschja, Sumy, Charkiw, Odessa, Cherson und Lemberg, teilte Selenskyj weiter mit. Russland nahm demnach einmal mehr für die Regionen lebenswichtige Infrastruktur unter Beschuss. Vielerorts liefen die Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten, so der ukrainische Präsident. Einem Sprecher des staatlichen Rettungsdienstes zufolge handelte es sich wahrscheinlich um den bisher schwersten Angriff auf Lemberg seit Beginn des Krieges. In der gleichnamigen Regionalhauptstadt stand ein Industriegebiet in Flammen, es kam zu Stromausfällen, wie Bürgermeister Andrij Sadowyj mitteilte. Löschkräfte kämpften gegen mehrere Brände.
Ministerpräsidentin: „Terrorakt gegen Zivilisten“
In der südostukrainischen Region Saporischschja kam den Behörden zufolge ein Mensch ums Leben, zehn weitere wurden verletzt. Dort waren nach dem Angriff mehr als 73.000 Haushalte ohne Strom, wie Gouverneur Iwan Fedorow mitteilte. Auch in den Regionen Iwano-Frankiwsk, Winnyzja, Tschernihiw, Cherson, Charkiw und Odessa sei zivile Infrastruktur beschädigt worden, erklärte Ministerpräsidentin Julija Swyrydenko. „Ein weiterer vorsätzlicher Terrorakt gegen Zivilisten“, schrieb sie auf der Online-Plattform X. Auch die Stromversorgung in der nördlichen Region Sumy war dem Energieministerium zufolge beeinträchtigt.
Moskau: HIMARS-Stellung getroffen
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Einsatz der von Kiew genannten Waffensysteme. Gerichtet gewesen seien die Angriffe gegen die Energieinfrastruktur der Ukraine, teilte das Ministerium in Moskau mit. Ziel seien zudem auch militärische Stellungen gewesen, darunter ein Artilleriesystem des Mehrfachraketenwerfers HIMARS in der Region Charkiw. Alle anvisierten Ziele seien vernichtet worden. Eine Bestätigung der Ukraine gab es – wie üblich – nicht. Unabhängig überprüfbar sind die Angaben der Kriegsparteien nicht.
Bereits in der Nacht auf Samstag hatte Russland die Gasinfrastruktur des Landes massiv unter Beschuss genommen. Die Ukraine warf Russland vor, so die Heizungssysteme des Landes in der kalten Jahreszeit zerstören zu wollen. Immer wieder stürzt Russland die Menschen in dem Land im Herbst und Winter mit Angriffen in Kälte und Dunkelheit.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.