Alle Sicherheitsvorschriften wurden eingehalten, aber diese halfen nicht, einen tödlichen Unfall in einem Seniorenheim zu verhindern. Denn der demenzkranke Bewohner hatte einen fatalen Irrtum begangen, als er in der Nacht aufgestanden war. Im Heim herrscht tiefe Betroffenheit.
Das tragische Unglück überschattet das Seniorenheim in Bad Leonfelden. Ein 89-jähriger Bewohner war, wie erst jetzt bekannt wurde, am 22. September drei Meter von einem Vordach abgestürzt und zwei Tage später im Krankenhaus verstorben.
Rufmatte schlug nicht an
Inzwischen ist auch geklärt, wie es zu dem Unfall gekommen war: Der an Demenz erkrankte Pensionist, der offenbar unter Schlafstörungen litt und in der Nacht oft am Gang herumwanderte, war in dieser Nacht auch wieder aufgewacht und aufgestanden. Eine sogenannte Rufmatte, die vor seinem Bett lag und durch Sensoren dem Pflegepersonal meldet, wenn jemand draufsteigt oder aus dem Bett fällt, hatte nicht angeschlagen. Vermutlich war der Senior darüber hinweggestiegen, denn sie hatte keinen offensichtlichen technischen Defekt.
Es ist nicht erlaubt, dass Bewohner in ihrer Freiheit und Mobilität eingeschränkt werden. Wir dürfen daher Türen und Fenster nicht versperren.
Wolfgang Bräuer, Heimleiter
Fenster darf nicht abgesperrt werden
Dann dürfte es zur tragischen Verwechslung gekommen sein. Denn statt der Tür zum Gang öffnete der Mühlviertler das Fenster. „Die Fenster dürfen nicht verschlossen sein, außer es besteht Selbstgefährdung“, erklärt Wolfgang Bräuer, Heimleiter in Bad Leonfelden auf „Krone“-Anfrage: „Wir sind ein Wohnheim und dürfen die Freiheit der Bewohner nicht einschränken.“ Der 89-Jährige schaffte es, über einen Absturzschutz und aus dem Fenster zu gelangen und ging dann draußen am Vordach noch etwa 25 Meter, ehe er im Eingangsbereich des Heims drei Meter abstürzte und auf Asphalt aufschlug. Diensthabendes Pflegepersonal wurde auf den Vorfall aufmerksam und schlug Alarm. Der Heimbewohner kam ins Krankenhaus, wo er dann seinen schweren Verletzungen erlag.
Angst vor Schuldzuweisungen
„Der Vorfall belastet die Mitarbeiter natürlich sehr“, sagt Bräuer. Gerade in Zeiten, in denen das Thema Pflege so im Fokus steht, würden solche Unglücke noch mehr für Verunsicherung sorgen, weil man Angst vor Schuldzuweisungen befürchte, obwohl alle Sicherheitsvorschriften eingehalten worden sind.
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