In den Niederlanden haben Allgemeinmediziner eine sehr starke Rolle. Sie entlasten damit Krankenhäuser – ein System, das in Österreich allerdings nur bedingt umgesetzt werden kann. Wie ein Besuch einer Delegation rund zum LH-Stellvertreterin Christine Haberlander zeigte.
Immer mehr ältere Menschen, teurere Behandlungen und ein Mangel an Arbeitskräften: In der Pflege und der ärztlichen Versorgung knirscht es gewaltig – ein Problem, mit dem allerdings nicht nur Oberösterreich zu kämpfen hat. Eine hochrangige Delegation rund um LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) machte sich deshalb nach Holland auf, um sich ein Bild zu machen, wie man dort mit den Herausforderungen umgeht.
Jeder Bürger hat einen Arzt
Beispiel Allgemeinmediziner: Eigentlich bekommt jeder Bürger einen Arzt zugeteilt, sobald er eine Krankenversicherung (die ist privat) abschließt. In der Realität sieht es freilich so aus, dass es Regionen gibt, in denen ein massiver Ärztemangel herrscht. Dabei ist die Rolle der Hausärzte in den Niederlanden enorm wichtig. „Um in ein Krankenhaus zu kommen, muss man zuerst zum Allgemeinmediziner – außer bei Unfällen“, sagt Patrick Kruger vom niederländischen Gesundheitsministerium. So werden die Patientenströme gelenkt und die Krankenhäuser entlastet. Allerdings: In den Niederlanden gibt es keine niedergelassenen Fachärzte.
Das kann man lernen
Was kann man aus dem System lernen? „Meine Forderung ist eine Hausarztgarantie für jeden Versicherten. Nur dann kann man die Patienten auch entsprechend durch ein System lotsen“, sagt Haberlander. Sie kann sich auch eine Versorgungspflicht für Wahlärzte vorstellen.
Mehr Kompetenzen in der Pflege
In den Niederlanden haben zudem Pflegekräfte weitaus mehr Pflichten und Kompetenzen. „Wir haben ein sehr restriktives System, was Rechte und Möglichkeiten betrifft. Da braucht es unbedingt mehr Rechte und Kompetenzen, dann können die Pflegekräfte auch arztentlastend tätig sein“, so Haberlander. Auch Patienten haben in Holland mehr Kompetenzen. An Krebs Erkrankte können sich etwa ihre Spritzen während der Therapie daheim selbst verabreichen.
Angestellte statt Freiwillige
Ein gänzlich anderes System haben die Niederlande in Sachen Rettungsdienst. Dieser arbeitet mit fix angestellten Mitarbeitern und ohne Ärzte. Diese werden erst im Notfall zugezogen. Doch daran will man sich in OÖ kein Beispiel nehmen. „Es geht bei Rettungsdiensten nicht so sehr um die Kosten. Wenn wir uns vom Ehrenamt trennen, verlieren wir in dieser Gesellschaft wirklich etwas. Das ist so ein Benefit, den wir noch haben“, stellt Haberlander klar.
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