Großes Vermächtnis
Welt trauert um „Heldin und Freundin“ Jane Goodall
Die Umweltschützerin und Primatenforscherin Jane Goodall ist am Mittwoch im Alter von 91 Jahren im US-Bundesstaat Kalifornien verstorben. Vor ihren weltberühmten Studien arbeitete sie als Sekretärin und Kellnerin, um ihren Traum wahrmachen zu können - und ihr Leben fortan den Schimpansen zu widmen.
Goodall setzte sich nicht nur für Affen, sondern auch für eine Reduzierung des Fleischkonsums ein und tourte auch im hohen Alter noch immer unermüdlich um die Welt, um Menschen mit Vorträgen und Begegnungen wachzurütteln. Auf einer ihrer Vortragsreisen ist sie nun friedlich entschlafen.
Mit nur 26 Jahren begann sie mit der Erforschung einer Gruppe Schimpansen im heutigen Gombe-Nationalpark und revolutionierte bald die Sicht auf Affen, bei denen sie Wesenszüge und Verhaltensweisen feststellte, die vom Menschen bekannt sind - gute wie schlechte.
Damals in den frühen 60er-Jahren glaubten viele Wissenschaftlerinnen, dass nur Menschen einen Verstand haben, dass nur Menschen in der Lage sind, rational zu denken. Zum Glück war ich nicht an der Universität und wusste diese Dinge nicht.
Jane Goodall
„Zum Glück war ich nicht an der Universität“
„Damals in den frühen 60er-Jahren glaubten viele Wissenschaftlerinnen, dass nur Menschen einen Verstand haben, dass nur Menschen in der Lage sind, rational zu denken“, sagt sie in dem Dokumentarfilm „Jane“. „Zum Glück war ich nicht an der Universität und wusste diese Dinge nicht.“
Jane Goodalls Leben in Bildern:
Goodall konnte den britisch-kenianischen Anthropologen Louis Leakey mit ihrer Begeisterung und ihren Kenntnissen beeindrucken und wurde von ihm zu den Ufern des Tanganijka-See gesandt. Zuvor hatte er die Gorillaforscherin Dian Fossey und Birute Galdikas, die sich auf Orang-Utans spezialisiert hatte, ausgeschickt.
War „fremder weißer Menschenaffe“
Zuerst schien ihre Welt paradiesisch – Giftschlangen, unvorhersehbaren Wetterumschwüngen und allen Entbehrungen in der Wildnis zum Trotz. Nachdem die Affen erst vor ihr davongelaufen waren, gewöhnten sich diese schließlich an den „fremden weißen Menschenaffen“, wie sich Goodall selbst bezeichnete. Als Erstes näherte sich ihr ein Männchen, das sie später „David Greybeard“nannte.
Sie beobachtete „Greybeard“, als er mit einem Stock in einem Termitenbau stocherte und damit die Insekten fing. Er präparierte sogar Zweige dafür, indem er die Blätter abstreifte. Als sie Leakey von dieser Beobachtung berichtete, telegrafierte er sofort zurück.
„Müssen Mensch neu definieren“
„Jetzt müssen wir entweder den Menschen neu definieren. Werkzeug neu definieren. Oder wir müssen Schimpansen als Menschen anerkennen.“ Bis dahin galt die Verwendung von Werkzeugen als wichtigste Unterscheidung zwischen Menschen und Tieren.

„Dachte, sie wären netter als wir“
Goodall beobachtete auch zärtliches Verhalten, Umarmungen, Berührungen und Trauer in Gombe. Eine verheerende Polio-Epidemie unter den Affen und später tödliche Auseinandersetzungen zwischen den Tieren brachten jedoch Ernüchterung in die beinahe paradiesisch anmutende Welt. „Ich dachte, sie wären wie wir, aber netter als wir“, sagte Goodall rückblickend und fügte hinzu: „Ich hatte keine Ahnung von der Brutalität, die sie an den Tag legen können.“
In einer Mitteilung der Vereinten Nationen hieß es, die Forscherin, Umweltschützerin und UN-Friedensbotschafterin habe „unermüdlich für unseren Planeten und all seine Bewohner gearbeitet“, sie hinterlasse ein außergewöhnliches Vermächtnis für die Menschheit und die Natur. UN-Generalsekretär António Guterres schrieb, er sei „zutiefst betrübt“ über die Nachricht von ihrem Tod.
Auch zwei ehemalige US-Präsidenten äußerten sich zum Tod der Forscherin. Barack Obama schrieb, Goodall habe die bemerkenswerte Fähigkeit gehabt, „uns dazu zu inspirieren, uns mit den Naturwundern unserer Welt zu verbinden“.
Der ehemalige US-Präsident Joe Biden schrieb, Goodalls Aktivismus, Vision und Botschaft der Hoffnung hätten eine globale Bewegung zum Schutz des Planeten mobilisiert. „Jane hat uns vor allem beigebracht, dass wir, wenn wir in der natürlichen Welt um uns herum nach Menschlichkeit suchen, sie in uns selbst entdecken.“
Hollywoodstar und Umweltaktivist Leonardo DiCaprio (50) würdigte die Schimpansenforscherin als „wahre Heldin für den Planeten“. Der Oscar-Preisträger („The Revenant“) zollte Goodall in einem emotionalen Posting Tribut und postete Fotos von gemeinsamen Begegnungen. Sie sei eine „Inspiration für Millionen“ und für ihn eine „liebe Freundin“ gewesen.
„Jahrzehntelang reiste Jane mit unermüdlicher Energie um die Welt und brachte Generationen die Wunder der Natur nahe“, schrieb der Schauspieler. Sie habe Hoffnung geweckt und den Glauben bestärkt, dass jeder einzelne etwas bewirken könne. „Sie hat Millionen dazu inspiriert, sich zu kümmern, zu handeln und zu hoffen. Du bist meine Heldin“, schrieb DiCaprio.
Goodall hinterlasse ein außerordentliches Vermächtnis, teilte die Gründerin der Tierrechtsorganisation Peta, Ingrid Newkirk, mit. Sie habe die Art, Tiere zu betrachten, für immer verändert.
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