Israel wirft der privaten Gaza-Hilfsflotte vor, von der palästinensischen Terrororganisation Hamas unterwandert worden zu sein und von dieser gesteuert zu werden. Offizielle Hamas-Dokumente, die im Gazastreifen gefunden wurden, würden dies belegen, teilte Israels Außenministerium am Dienstag mit.
Ein Hamas-Dokument zeige eine Liste von Mitgliedern der sogenannten Palästinensischen Konferenz der Palästinenser im Ausland (PCPA), die laut israelischen Angaben eine Vertretung der Islamistenorganisation im Ausland ist. Aufgeführt sei auch der Leiter der Gruppe in Großbritannien, ein gewisser Sahir Birawi. Birawi habe in den vergangenen 15 Jahren Flottillen nach Gaza organisiert, teilte Israels Außenministerium weiter mit.
Das Ministerium veröffentlichte auch ein Foto, welches ihn hinter Greta Thunberg und anderen propalästinensischen Aktivisten zeigen soll (siehe X-Posting oben). Auf einem weiteren Bild soll er unter anderem neben dem damaligen Auslandschef der Hamas, Ismail Haniyeh, zu sehen sein. Israel tötete Haniyeh, den damaligen politischen Führer der Hamas, vor mehr als einem Jahr in Teheran durch eine ferngezündete Bombe.
In einem Schreiben aus dem Jahr 2021 soll Haniyeh die PCPA zur Einheit aufgerufen haben, wie das israelische Außenministerium weiter mitteilte. Israel stuft die PCPA als Flügel der Hamas und deshalb als Terrororganisation ein. Ein weiteres Mitglied der PCPA aus Spanien soll auch der Leiter einer Firma sein, die Dutzende an der Sumud-Flotilla beteiligte Schiffe besitze, hieß es weiter.
50 Boote Richtung Gaza unterwegs
Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Derzeit sind etwa 50 Boote der Flotte Richtung Gaza unterwegs. Die Aktivisten an Bord der Schiffe machen Israel für Angriffe mit Drohnen und Blendgranaten verantwortlich. Spanien entsandte ein Kriegsschiff zur Sicherung der Flotte privater Schiffe, auch Italien schickte ein Militärschiff.
Die italienische Regierung warnte zudem die Aktivisten, es sei riskant, die israelische Seeblockade zu durchbrechen. „Wir haben von Anfang an – auch gegenüber der Sprecherin der Flottille – klar gesagt, dass wir davon abraten, das israelische Sperrgebiet zu durchqueren, da dies mit großen Risiken verbunden ist“, erklärte Außenminister Antonio Tajani gegenüber italienischen Medien. Rom warnte auch, dass man in israelischen Gewässern nicht mehr für die Sicherheit der Besatzungen garantieren könne.
Die Aktivisten wollen eigenen Angaben zufolge die israelische Seeblockade der von Palästinensern bewohnten Küstenregion durchbrechen und Hilfsgüter bringen. Israel will die Einfahrt der Flotte verhindern. Das Land bot den Aktivisten an, Hilfsgüter über israelisches Gebiet nach Gaza zu bringen. Die Aktivisten lehnten dies ab.
Türkische Streitkräfte bereit für Rettungsmaßnahmen
Die Türkei erklärte, sie überwache die Sicherheit der in Richtung Gaza fahrenden Flottille und sei bei Bedarf bereit, mit ihren Streitkräften Rettungsmaßnahmen und humanitäre Hilfe zu leisten – in Koordination mit internationalen Partnern. „Die Türkei verfolgt aufmerksam die Sicherheitslage im Zusammenhang mit den humanitären Hilfsaktivitäten ziviler Schiffe, die derzeit unterwegs sind – im Einklang mit dem Völkerrecht und humanitären Werten“, heißt es in einer Erklärung des türkischen Verteidigungsministeriums.
Bereits am Montag hatte der Türkische Rote Halbmond einem der Schiffe der Flottille Hilfe geleistet. Nach einem Motorschaden der „Johnny M“ in internationalen Gewässern zwischen Zypern, Kreta und Ägypten waren die Passagiere evakuiert worden.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.