Die Generaldebatte der Vereinten Nationen steht heuer erneut unter dem Eindruck weltpolitischer Krisen wie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine oder dem Krieg im Nahen Osten. Mit besonderer Spannung wurde die Rede von US-Präsident Donald Trump erwartet – zumal der Republikaner gerne erkennen lässt, dass ihm die Organisation kein wichtiges Anliegen ist.
Als Trump majestätisch das Rednerpult betrat, konnte er sich gleich einen Scherz nicht verkneifen. Denn wie er feststellen musste, funktionierte der Teleprompter nicht. „Jener, der verantwortlich für den Teleprompter ist, hat ein großes Problem“, nörgelte er mit einem Augenzwinkern.
„Was ist der Zweck der Vereinten Nationen?“ fragte Trump dann in einem ernsteren Ton. Ihm zufolge ist alles, was die Organisation tut, „stark formulierte Briefe“ zu schreiben und in „leeren Worten“ zu sprechen. „Auf vielen Ebenen funktionieren die UN so: Dass viel Geld verschwendet wird und nichts rauskommt. Diese Welt wird viel glücklicher sein, aber dafür müssen wir die Fehler der Vergangenheit vermeiden.“ Die größte Bedrohung für die Welt seien Atomwaffen. Der Iran dürfe niemals Atomwaffen besitzen, warnte Trump.
Von einem Blatt Papier ablesend, schaute er meist nach unten und nicht ins Publikum: „Wir sind das ‚heißeste Land‘ auf der ganzen Welt.“ Auch wenn er die Staaten seiner Ansicht nach in einem schlechten Zustand übernommen habe.
Alles, was ich von den Vereinten Nationen bekam, war eine Rolltreppe auf dem Weg nach oben, die mitten in der Strecke stoppte.

US-Präsident Donald Trump
Bild: AFP/TIMOTHY A. CLARY
Hofft noch auf Friedensnobelpreis
Der US-Präsident gab sich nach wie vor überzeugt, sieben Kriege oder Konflikte beendet zu haben. Darunter die Auseinandersetzung zwischen Israel und Iran sowie Armenien und Aserbaidschan. Letzteres Land sprach er diesmal zumindest korrekt aus. Er habe als „Nebenjob“ getan, was eigentlich Aufgabe der UNO sei, gab er sich überheblich: „Leider hat die UNO in allen Fällen nicht einmal versucht, irgendeinem von ihnen zu helfen.“
Bei der Ankunft in der Generalversammlung blieb blöderweise die Rolltreppe stecken – ausgerechnet, nachdem der US-Präsident einen Fuß darauf gesetzt hatte (siehe auch Posting unten). „Alles, was ich von den Vereinten Nationen bekam, war eine Rolltreppe auf dem Weg nach oben, die mitten in der Strecke stoppte“, machte er bei der Rede seinem Ärger Luft. Die Vereinten Nationen, meinte er, „waren nicht für uns da.“ Und der Teleprompter sei auch noch kaputt.
Putin drohen „extrem hohe Zölle“
Eine Niederlage musste der prahlerische US-Präsident bei seinen Vermittlungsbemühungen zur Lösung des Ukraine-Kriegs einräumen. Aufgrund seiner guten Beziehungen zu Kremlchef Wladimir Putin sei er eigentlich davon ausgegangen, das Blutvergießen rasch beenden zu können. Krieg sei aber unberechenbar, eigentlich sei er ja als kurzes Gefecht gedacht gewesen. Das lasse Moskau ganz schlecht aussehen. „Falls Russland nicht bereit ist, diesen Krieg zu beenden, sind wir bereit, extrem hohe Zölle zu erheben“, drohte Trump. Aber auch die europäischen Länder sind ihm wegen ihrer Öl- und Gaskäufe ein Dorn im Auge: „Sie bezahlen auch noch für den Krieg, der gegen sie geführt wird. Wo gibt es denn so was?“
Warnungen an Westeuropa wegen Überfremdung
Bei der Rede nahm Trump auch den Migrationskurs Österreichs ins Visier, wo ihm zufolge 53 Prozent der Gefängnisinsassen aus dem Ausland stammten. Laut der Homepage der österreichischen Justizbehörden waren mit Stand 1. September 2025 tatsächlich 4757 von 10.013 „Insassinnen und Insassen“, österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, was einen Anteil von 47,51 Prozent ausmachte. 52,49 Prozent kamen demnach aus anderen EU-Ländern bzw. Nicht-EU-Ländern. Bei knapp zwei Prozent war die Staatsbürgerschaft unbekannt. Allerdings handelt es sich bei diesen knapp 53 Prozent nicht – wie von Trump insinuiert – nur um „illegale Migranten“.
Wenn die Haftanstalten von derart vielen Ausländern bevölkert seien, würde das Land „zur Hölle fahren“, meckerte der US-Präsident. Europa sei durch illegale Migranten zerstört worden. Die Länder hätten ein Recht, für ihre Souveränität einzustehen und auch die Grenzen zu kontrollieren.
Die unkontrollierte Migration sei aktuell das wichtigste Thema überhaupt. Auch die UNO unternehme nichts dagegen, sondern finanziere die illegale Migration auch noch. Er selbst habe im Gegensatz dafür gesorgt, dass die illegale Einwanderung in die USA gegen null tendiere.
„Klimawandel ist der größte Betrug“
Unverständlich ist für den US-Präsidenten auch Europas Umgang mit der Umwelt. Der Klimawandel sei „der größte Betrug“. Damit bleibt er auch in seiner zweiten Amtszeit bei seiner bisherigen Haltung, die wissenschaftlichen Erkenntnissen entgegensteht.
„Wenn Sie sich nicht von diesem Betrug mit der grünen Energie distanzieren, wird Ihr Land scheitern“, schoss er nach. In Europa müsse man sofort die Kontrolle über die „Fake-Energiekatastrophe“ übernehmen, bevor es zu spät sei. Den CO2-Fußabdruck bezeichnete der Amerikaner als eine „Lüge“, die von Menschen mit bösen Absichten erfunden worden sei.
Meinl-Reisinger vermisst „konkrete Vorschläge“ zu weltpolitischen Themen
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger kommentierte die Rede des US-Präsidenten laut ihrem Büro wie folgt: „Es ist schade, dass der Großteil der langen Rede von Donald Trump innenpolitischen Themen der USA gewidmet war. Zu für die Weltgemeinschaft entscheidenden Themen sprach er die nötige Kontrolle von Massenvernichtungswaffen sowie die Verhinderung von irregulärer Migration an – allerdings ohne konkrete Vorschläge.“
Diese Themen seien aber auch für Österreich wichtig. „Selbstverständlich bieten wir hier Zusammenarbeit an. Dass Donald Trump der UNO die Hand reichen will, wie er sagte, ist gut“, betonte die NEOS-Politikerin. Es stimme aber, dass die UNO ihrem Potenzial derzeit nicht gerecht werde. „Zu viele Staaten treten die Prinzipien der Vereinten Nationen mit Füßen. Gerade jetzt sind Zusammenarbeit auf Augenhöhe und Diplomatie wichtiger denn je.“
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