China außer sich

Taiwans Außenminister kommt heimlich nach Wien

Wien
19.09.2025 20:29

Seit Jahren ist nun erstmals ein Regierungsvertreter Taiwans nach Österreich gereist. Er lauschte einem Konzert. China ist nun sichtlich wütend – und intervenierte sogar beim Musikverein.

Als am Freitagabend die schönen Klänge durch den eleganten Saal des Wiener Musikvereins hallten, hatte das mächtige China einen Wutanfall. Denn der hohe Besuch ist dem Land ein Dorn im Auge.

Lange wurde er unter Verschluss gehalten – am Freitag reiste der taiwanesische Außenminister Lin Chia-lung schließlich nach Wien, wie „Die Presse“ berichtete. Im Musikverein spielte ein Freund: Hans Suan-yung Liu, Taiwans Vertreter in Österreich, ist ein bekannter Posaunist, der einst in Wien studiert hat.

Das demokratisch regierte Taiwan hat seit Jahrzehnten eine von Peking unabhängige Regierung. Chinas Regierung betrachtet die Insel mit mehr als 23 Millionen Einwohnern jedoch als Teil der Volksrepublik und hat wiederholt damit gedroht, sie zu annektieren – im Fall der Fälle auch unter Einsatz des Militärs, sollte das Ziel nicht auf friedlichem Wege erreicht werden. Seit der Rückkehr von US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus wächst in Taipeh die Sorge über die Bereitschaft Washingtons, die Insel im Falle eines chinesischen Angriffs zu unterstützen.

„Softe diplomatische Offensive“
Laut „Presse“ diente das Konzert in Wien auch als „softe diplomatische Offensive“ der demokratisch regierten Inselrepublik. Vor der Veranstaltung traf Lin bei einem Empfang demnach Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Kultur, darunter Abgeordnete von ÖVP, NEOS und Grünen. Anwesend seien auch die Botschafter Japans und Tschechiens gewesen. Gegenüber der „Presse“ zeigte sich Lin zuversichtlich, er sehe keinen Kurswechsel der USA. Taiwan habe die volle Unterstützung des US-Kongresses, und im US-Budget seien Militärhilfen ohnehin schon einkalkuliert.

„Rein privater Natur“
Sowohl von österreichischer als auch von taiwanesischer Seite sei „die rein private Natur“ der Reise Lins betont worden, hieß es in dem Bericht weiter. Österreichische Regierungsvertreter trafen Lin nicht. Doch seine Präsenz genügte, um Peking zu irritieren, wie „Die Presse“ erfuhr. Schon vor dem Konzert habe das KP-Regime „starken Druck“ auf Behörden ausgeübt. Es intervenierte demnach auch beim Musikverein. Vergangene Woche besuchte Chinas Außenminister Wang Yi Wien.

Österreich pflegt keine diplomatischen Kontakte zu Taiwan. Taiwan gehört allerdings zu den wichtigsten asiatischen Handelspartnern, das Außenhandelsvolumen zwischen den beiden Ländern betrug 2024 rund 1,8 Milliarden Euro. Unter anderem werden in Österreich Maschinen entwickelt, die für die Halbleiterproduktion in Taiwan wichtig sind, die Inselrepublik ist größter Mikrochip-Produzent der Welt.

Lin kam aus Rom, wo er ein neues Büro der taiwanesischen Vertretung eröffnete und italienische Parlamentarier traf, nach Wien. Vor Rom hatte er Prag besucht.

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