Das Wiener Publikum hat sich am Montag endgültig von Claus Peymann verabschiedet. Für den am 16. Juli im Alter von 88 Jahren verstorbenen ehemaligen Burgtheater-Direktor gab es zweimal Applaus: als er nach der Trauerfeier über die Feststiege getragen wurde und das Burgtheater das letzte Mal verließ und am Ende seiner letzten Runde um das Haus.
Mit einer feierlichen, fast inszenierten Abschiedsszene wurde Peymann, der das Haus von 1986 bis 1999 geführt hatte, am Burgtheater verabschiedet. Ein Bläserensemble spielte von der Direktionsterrasse, unter der Aufschrift „ZUR BUEHNE“, während Freunde, Kolleginnen und Weggefährten den Ehrenmitglieds-Ritualen des Hauses folgten – ein stilles Geleit um seine einstige Wirkungsstätte. Von hier aus nahm der umstrittene und gefeierte Theatermacher Abschied – mit Stil, Pathos und dem leisen Trotz, der ihm zeitlebens eigen war.
Peymanns Wunsch: „Das Herz nach Wien, den Rest nach Berlin“
Diesen Satz hatte Peymann einst im Scherz geäußert. Jetzt wurde er Realität: Während sein Körper am Freitag am Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt wird, wo Größen wie Bertolt Brecht und Heiner Müller ruhen, bleibt sein Herz in Wien. Die Trauerfeier am Burgtheater machte das spürbar: Persönlichkeiten wie Bürgermeister Michael Ludwig erwiesen ihm die Ehre. Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann erinnerte an Peymanns prophetischen Satz, dass er ihn einmal „ums Burgtheater tragen werde“, und beschrieb ihn als „König und Narr zugleich“ – ein Regie-Tyrannosaurus, den seine Generation entthronen musste.
Zitate und Lieder zum Abschied: „Wenn i amal stirb!“
Zum Schluss war es ein letztes, berührendes Theaterspektakel: Dramaturg Hermann Beil erinnerte an Peymanns Mut zur Freiheit, Regisseurin Maria Happel an seinen Wunsch, genau so zu gehen. Autor Christoph Ransmayr streute Theaterschnee-Konfetti auf den Sarg, und Branko Samarovski sang ein melancholisches Wienerlied, Otto Lechner, ein Wienerlied zum Abschied: „Wann i amal stirb! Allweil fidel, Wann i amal stirb, stirb, stirb, müßen mi‘ d‘Fiaker trag‘n. Und dabei Zithern schlag‘n“. Es wurde doch ein silbergrauer Pkw der städtischen Bestattung und kein Fiaker. Und alle, die ihn kannten, dachten sich wohl: Da hätte Peymann keine Kompromisse gemacht! Nicht bei seiner letzten Inszenierung! Der Schlussapplaus fiel dennoch herzlich aus.
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