Was für eine magische Nacht! Im Linzer Stadtderby treffen die Erzrivalen Blau-Weiß und LASK aufeinander. Wie weit wird Hardcore-Fan Uli gehen? Und wie weit ins Abseits spielt sich Top-Stürmer Lars, weil er von Pizza, Ziegen und Zigaretten träumt? Schauspielchef David Bösch schrieb und inszeniert mit „Das Derby“ ein rasantes, lustiges Sozialdrama rund um Fußball – mit Mut zum Lokalkolorit!
Der Planet ist ein rundes Leder! Das erste Schauspiel dieser Saison heißt „Das Derby“, es stammt aus der Feder von David Bösch, der das Herz-Schmerz-Lokal-Drama rasant und mit viel Hingabe zur Linzer Fußballszene entwickelte und inszenierte. Spielort ist die Blackbox im Musiktheater, denn im Schauspielhaus wird derzeit noch umgebaut.
Hier hat man eine steile Tribüne mit Plastiksesseln fürs Publikum hineingebaut, Fahnen, Bierkisten, leere Getränkedosen, Papierteller mit Senfflecken, Absperrgitter und Poster mit Vereinsfarben erzeugen richtig Stadionflair. Auch ein TV-Screen fehlt nicht.
Blick in die Fan-Blase
An diesem echt wirkenden Rand des grünen Rasens prallen Fußballleidenschaft und Lebenskrisen mit voller Wucht aufeinander: Hardcore-Fan Uli sieht nurmehr schwarz – sein Verein Blau-Weiß droht abzusteigen.
Ab der ersten Minute schließt man Julian Sigl ins Herz, er spielt authentisch und detailreich den typischen Sohn einer Arbeiterfamilie aus Kleinmünchen, großes Herz, guter „Lotsch“ und Loser, der glaubt, seine Lebensängste im Stadion in den Griff zu kriegen.
Darum lässt er seine Tanja – genauso Hardcore-Fan – auch alleine ins Krankenhaus fahren, sie ist hochschwanger. Angela Waidmann ist eine Seele von einer Kumpelfrau, die immer die Starke gibt, sich aber nach Ulis Fürsorge sehnt.
Wettschulden und Aussteiger-Träume
Weil Uli all sein Erspartes auf Sieg von Blau-Weiß gesetzt hat, muss er was tun: Mit Eisenstange und Taser will er den gegnerischen Starspieler Lars zum Eigentor zwingen. Doch Lars ist schwer zu fassen.
Daniel Klausner ist ein versteckt arroganter Spitzenspieler, der lieber von Pasta, Italien und Zigaretten träumt, anstatt von Toren. Er sieht sich als leidender, eingesperrter Panther – und er ist spendabel, solange der Geldkoffer gut gefüllt ist. Sein Manager dagegen zieht schon nächste Fäden für Tore und Millionen. Horst Heiss wechselt versiert zwischen Blau-Weiß-Trainer und LASK-Manager; spannend auch Gemma Vannuzzi, ein Fan aus Familientradition.
Unterhaltsam, nicht nur für Fußballkenner
Bösch gelingt eine treffende, intensiv ausgeschriebene Milieustudie, die aber nie zu schwer, zu dunkel wird. Es gibt viele Pointen, gesprochen wird teils im Fußballjargon, das muss man mögen.
Nach der Halbzeit gibt es eine Pause mit Happel-Analysen, während man in der BlackBox Lounge über künstlichen Fußballrasen stapft. Witzig: es gibt sogar ein Mini-Fußballmuseum.
Fazit: Zwischen Bengalo-Rauch, Bierdosen und Stadiongesängen entfaltet sich ein sehenswertes Lokaldrama, das mit „unentschieden“ endet: Darum geht es auch in die Verlängerung. Ab 19. September folgt ein Liederabend mit dem Titel „You‘ll never sing alone“. Die Aufstellung bleibt gleich, nur die Location wird umgedreht: Das Publikum darf aufs Spielfeld, die Schauspieler geben von der Tribüne aus Lieder von Fettes Brot bis Udo Jürgens zum Besten.
Infos: „Das Derby“. Weitere Vorstellungen u.a. am 16., 17., 24., 25. September im Linzer Musiktheater/BlackBox.
„You‘ll never sing alone“, Premiere 19. September, 20 Uhr Linzer Musiktheater/BlackBox.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.