So viele Sitzenbleiber

Schüler in Österreich sind zu alt für ihre Klassen

Österreich
14.09.2025 10:39

In Österreich sind immer mehr Schüler deutlich älter als der Großteil ihrer Klassenkollegen. Als Hauptgründe gelten das Sitzenbleiben sowie die Einführung von separaten Deutschförderklassen.

In den Volksschulen ist zwischen 2015 und 2023 der Anteil „überaltriger“ Kinder und Jugendlicher, die mindestens zwei Jahre älter sind als in dieser Klassenstufe vorgesehen, von 4,1 auf 5,8 Prozent gestiegen, zeigt die aktuelle Ausgabe der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“. In den Mittelschulen und AHS-Unterstufen gab es ein Plus von 6,5 auf 9,1 Prozent.

In anderen Ländern ist der Anteil überaltriger Schüler deutlich geringer, im Schnitt der 32 OECD-Länder mit verfügbaren Daten waren es nur 2 bzw. 3,8 Prozent. Hauptgrund für überaltrige Schüler – die OECD nennt sie „überalt“ – ist laut Studie in beinahe allen untersuchten Ländern das Sitzenbleiben. Dabei sind in vielen davon Klassenwiederholungen gar nicht mehr vorgesehen bzw. kommen in der Praxis nicht vor, stattdessen wird laut der OECD-Studie bei Schülern mit Lernrückständen auf Unterstützungsmaßnahmen wie Nachhilfe oder Sommerschulen gesetzt. Weitere Faktoren für überaltrige Schüler können ein späterer Schuleintritt oder spezielle Integrationsklassen für neu ins Land gekommene Schüler mit Migrationshintergrund sein.

Viele Deutschförderklassen sind heillos überfüllt. Der Grund dafür: fehlende Lehrkräfte.
Viele Deutschförderklassen sind heillos überfüllt. Der Grund dafür: fehlende Lehrkräfte.(Bild: wavebreak3 - stock.adobe.com)

Mehrheit keine Repetenten
In Österreich waren zuletzt in der Volksschule rund die Hälfte und in den Mittelschulen bzw. AHS-Unterstufen ein Drittel der überaltrigen Schüler Repetenten. Der Rest der Gruppe verteilt sich auf Kinder, die nach der Einstufung in die Vorschule ein zusätzliches Jahr in der Volksschule verbringen, oder Quereinsteiger, die einer eigentlich für jüngere Schüler vorgesehenen Klasse zugeteilt werden.

Seit der Einführung der separaten Deutschförderklassen bzw. -kurse ab 2018/19 müssen mehr außerordentliche Schüler als früher wegen Problemen mit der Unterrichtssprache eine Klasse ein- oder auch zweimal wiederholen. Seit 2018/19 sind die Deutschkenntnisse außerdem ein Kriterium für die Schulreife, dementsprechend sind Kinder mit einer anderen Umgangssprache auch in den Vorschulklassen überrepräsentiert. Zuletzt wurden rund 49.000 der rund 1,2 Mio. Schüler als außerordentlich eingestuft.

Für die Sekundarstufe 1 (Mittelschule, AHS-Unterstufe) hat die schwarz-rot-pinke Koalition in ihrem Regierungsprogramm Maßnahmen für überaltrige Schüler geplant: Es soll „pädagogisch sinnvolle Maßnahmen zur verbesserten Beschulung“ geben, etwa durch die Erleichterung von Mehrstufenklassen.

OECD gegen Sitzenbleiben und Migrantenklassen
Die OECD hebt indes in ihrer Studie die negativen Auswirkungen von Klassenwiederholungen hervor: Repetenten haben demnach tendenziell eine negativere Einstellung zur Schule, erbringen schlechtere Leistungen, brechen häufiger die Schule ab und erreichen seltener einen Matura- oder Hochschulabschluss. Für das Lehrpersonal könne der Unterricht in einer Klasse mit großer Altersbandbreite wegen der Unterschiede bei Niveau und Reife „eine Herausforderung“ darstellen.

Auch separate Förderklassen für Kinder, die daheim nicht die Unterrichtssprache sprachen, stellt OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher in Frage. „Die Idee, Sprache getrennt zu fördern, hat nicht so eine große Evidenzbasis.“ Besser sei es, die Erwartung an die Schüler zu stellen, gleich voll mitzukommen und sie dabei in der Schule zu unterstützen, so Schleicher jüngst am Rande eines Pressetermins. Als Beispiel nannte er Kanada, wo es wie in Österreich viele Kinder mit Migrationshintergrund gibt: „Innerhalb von zwei Jahren sind die auf dem vollen Leistungsstand, und das, ohne ausgegliedert zu werden.“

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