Zahlreiche Todesopfer
Hurrikan „Melissa“ nimmt jetzt Kurs auf Bermuda
Nach seinem zerstörerischen Kurs durch mehrere Staaten der Karibik befindet sich Hurrikan „Melissa“ vorerst wieder über dem offenen Meer. Auf den Bahamas, über die der Sturm zuletzt gefegt war, wurde eine Hurrikan-Warnung aufgehoben. Für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh: „Melissa“ bewegt sich – nun wieder leicht verstärkt als Hurrikan der Stufe 2 von 5 – auf die Inselgruppe Bermuda im Nordatlantik zu.
In den Karibikstaaten, wo der Sturm in den vergangenen Tagen eine Spur der Verwüstung und nach vorläufigen Behördenangaben mehr als 50 Tote hinterlassen hat, beginnen indessen die Aufräumarbeiten.
Besonders schwer betroffen ist Jamaika, wo der Sturm am Dienstag als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 auf Land getroffen war. Mindestens 19 Menschen kamen ums Leben: Sechs durch den Sturm selbst und drei bereits bei den Vorbereitungen auf den Hurrikan, wie örtliche Medien unter Berufung auf die Polizei berichteten.
Bilder und Videos aus den betroffenen Gebieten zeigten zerstörte Häuser, überschwemmte Straßen und umgestürzte Bäume. Krankenhäuser, Schulen, Kirchen und Brücken wurden vielerorts beschädigt. In der Stadt Black River an der Südwestküste des Landes trugen nach Angaben der örtlichen Behörden mehr als 90 Prozent der Häuser Schäden davon. Einige historische Gebäude wurden komplett zerstört.
Räumung mit Baumaschinen und Macheten
In Montego Bay im Nordwesten der Insel räumten Baumaschinen umgestürzte Strommasten, Trümmer und Bäume von den Straßen. Der Fokus der Aufräumarbeiten liege derzeit darin, die Hauptstraßen wieder befahrbar zu machen, so Bürgermeister Richard Vernon. Im Anschluss werde versucht, auch in abgelegenere Gebiete vorzudringen.
Lage „erschütternd“
Rettungskräfte versuchten am Donnerstag, mehr als 130 blockierte Straßen zu Fuß und teilweise mit Macheten zu räumen. „Im Moment geht es darum, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen und möglichen Verletzten zu helfen“, erklärte Bildungs- und Informationsministerin Dana Morris Dixon. Im Westen des Landes sei die Lage „erschütternd“. Auch zwei Tage nach dem Durchzug des Sturms waren auf dem Karibikstaat zahlreiche Gemeinden von der Außenwelt abgeschnitten.
Schäden in Milliardenhöhe erwartet
Am Mittwoch öffnete der internationale Flughafen in der Hauptstadt Kingston nach Angaben von Transportminister Daryl Vaz für erste Hilfsflüge. Der größte Flughafen des Landes, der Sangster International Airport in Montego Bay, sei zwar beschädigt worden, könne am Donnerstag aber ebenfalls öffnen. Nach Angaben der jamaikanischen Regierung befanden sich etwa 25.000 Touristen auf der Insel.
Nach ersten Schätzungen des privaten US-Wetterdienstes AccuWeather, der auch die Auswirkungen von Unwettern bemisst, könnten der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste durch den Sturm bei 48 bis 52 Milliarden US-Dollar (etwa 41 bis 45 Milliarden Euro) liegen.
Viele Gebiete auf Kuba noch von der Außenwelt abgeschnitten
Nach Jamaika zog der Hurrikan etwas abgeschwächt weiter nach Kuba. Auch dort richtete der Wirbelsturm schwere Verwüstungen an. Besonders betroffen war der Osten des Landes. Viele Kaffee- und Bananenplantagen wurden zerstört. Das Schlimmste waren nach Angaben von Präsident Miguel Díaz-Canel die Überschwemmungen. Trotz des Ausmaßes der Schäden seien bisher keine Todesopfer zu beklagen. „Wir sind am Leben“, zeigte sich Díaz-Canel erleichtert. „Unser Sieg ist das Leben“.
Wie örtliche Medien berichteten, waren viele ländliche Gebiete aber aufgrund blockierter oder überschwemmter Straßen noch von der Außenwelt abgeschnitten. Nach Angaben von Kommunikationsministerin Mayra Arevich Marín beschädigte der Sturm Glasfaserkabel und Stromleitungen, wodurch auch Telefon- und Mobilfunknetze in weiten Teilen ausgefallen seien.
Viele Tote bei Überschwemmungen in Haiti
In Haiti kamen 30 Menschen ums Leben. Allein in der haitianischen Gemeinde Petit Goâve starben rund 20 Menschen, als ein Fluss aufgrund der anhaltenden Regenfälle im Westen des Landes über die Ufer trat. Wie der Leiter des Zivilschutzes, Emmanuel Pierre, örtlichen Medien berichtete, werden weitere Menschen vermisst. Unter den Todesopfern seien auch Kinder. Häuser, Autos und Vieh seien von den Wassermassen mitgerissen und Felder zerstört worden, meldete die Zeitung „Le Nouvelliste“ unter Berufung auf Augenzeugen. In der Dominikanischen Republik kam eine Person in Zusammenhang mit dem Sturm ums Leben. Es ist damit zu rechnen, dass die Totenzahl noch weiter steigt.











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