Helle Aufregung in mehreren Straßen in Wien-Döbling. Seit rund zwei Wochen sind hier die Parksheriffs im Dauereinsatz. Teilweise werden manche Straßen bis zu dreimal am Tag abgegrast. Anrainer sprechen von Schikane, Bezirksvorsteher-Stellvertreter Robert Wutzl von einer „Pflanzerei“.
Verkehrschaos, wo nie eines war: Und dennoch hagelt es seit rund zwei Wochen in manchen Straßen in Döbling täglich Dutzende Strafzettel. In der Zahnradbahnstraße, der Frimmelgasse und mehreren anderen Abschnitten finden aktuell regelrechte Strafzettel-Orgien statt. Nur, weil in den engen Sackgassen eine seit Jahrzehnten gelebte Praxis plötzlich nicht mehr gilt
„Wir sind fassungslos. Hier hat es noch nie Probleme gegeben, und plötzlich werden wir behandelt, als ob wir die Straße blockieren würden“, ärgert sich eine Anrainerin.
Parken ohne Markierung verboten
Offiziell lautet die Begründung: Die Gassen sind zu schmal für Gegenverkehr, ohne Bodenmarkierungen ist Parken daher unzulässig. Die Straßenverkehrsordnung sieht das so vor. Für die Betroffenen klingt das wie blanker Hohn. „Man hat sich hier immer ausmachen können, Autos sind aneinander vorbeigefahren – das war nie ein Thema“, erzählt ein Nachbar.
„Das versteht kein Bürger mehr“
Unterstützung kommt vom stellvertretenden Bezirkschef Robert Wutzl (ÖVP): „Das versteht einfach kein Bürger mehr. Innerhalb von 24 Stunden sind die Kontrolleure zum Beispiel im Sulzweg gleich dreimal durchgegangen. Das ist eine Pflanzerei.“
Mit den Markierungen fallen Parkplätze weg
Die technische Lösung heißt Stellplatzmarkierung: Markierte Parkbuchten machen das Abstellen trotz engen Querschnitts zulässig. Dafür sind gleich mehrere Magistratsabteilungen nötig. Wutzl betont jedoch: Jeder Plan koste Stellplätze, weil Ausweichstellen und das Ende von Sackgassen freizuhalten sind – und der Ablauf dauere Monate.
In den jetzt betroffenen Gassen rechnet der Verkehrsexperte mit „zumindest zwei bis drei Monaten“ bis zum Bescheid, erst danach könne die zuständige Magistratsabteilung mit den Markierungen starten.
Das versteht einfach kein Bürger mehr. Innerhalb von 24 Stunden sind die Kontrolleure im Sulzweg gleich drei Mal durchgegangen. Das ist eine Pflanzerei.
Bezirks-Vize Robert Wutzl (ÖVP)
Bild: ÖVP Wien
Bis dahin bleibt die Lücke zwischen Gesetz und gelebtem Alltag. Wutzl hofft, dort, wo die Planung bereits beauftragt ist, „auf Kulanz“. Parallel habe er bereits weitere Gassen zur Markierungsplanung gemeldet. Doch der Personalmangel in den Fachabteilungen verlängere die nötigen Prozesse zusätzlich.
Verdrängungseffekt in den Grätzeln spürbar
Unmittelbar spürbar ist der Domino- und Verdrängungseffekt. Für die Bewohner bedeutet das lange Wege mit Einkaufstaschen und jede Menge Frust. „Man fühlt sich im Stich gelassen. Kommunikation gab es keine, plötzlich kleben da die Strafen. So geht man nicht mit den Leuten um.“
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