Bei einem späten Lokalaugenschein in der Wohnung des Opfers gab sich der Täter „vergesslich“. „Ich weiß nicht, warum ich meine Freundin damals so lange gewürgt habe“, sagte er bei der Tatrekonstruktion: „Und ich weiß auch nicht, warum es für mich notwendig war, die Leiche auszuziehen.“
Unter großer Präsenz von Polizei und Justiz fand am Dienstag, ab 9 Uhr morgens, ein Lokalaugenschein mit dem tatverdächtigen Clemens T. statt. In einer Wohnung in der Ospelgasse in Wien-Brigittenau. Dort, wo der heute 32-Jährige am 22. Jänner 2018 Jennifer Scharinger umgebracht haben soll.
Wie berichtet, hatte der gelernte Gärtner Anfang Dezember – nachdem das Opfer fast acht Jahre hindurch als vermisst gegolten hatte – ein spätes Mordgeständnis abgelegt.
Über den Grund für den Streit mit Jenni sagte mein Klient auch, dass er sie mehr geliebt habe, als sie ihn.

Strafverteidigerin Astrid Wagner
Bild: Martin A. Jöchl
Teils widersprüchlich waren nun seine Angaben am einstigen Tatort. Der Niederösterreicher berichtete nochmals, dass er „damals, am Vormittag“, mit der 21-Jährigen „in einen argen Streit“ geraten sei, „woraufhin es zu einem dummen Gerangel zwischen uns beiden kam“.
An einer Puppe demonstrierte er schließlich – scheinbar völlig ungerührt – Jennis Tötung: „Ich habe sie mit meinem Unterarm fixiert, am Hals.“ Fest, mehrere Minuten hindurch. „Warum so lange, warum mit solch starker Kraftausübung?“, wurde er von Ermittlern gefragt. „Ich weiß es nicht, ich kann mich an die Gründe dafür nicht erinnern.“
Gewürgt – und auch geschlagen?
Überhaupt hatte Clemens T., der seit 2024 Mairon K. heißt – „mit einer Namensänderung wollte ich mit meiner dunklen Vergangenheit abschließen“ –, bei der Rekonstruktion seines Verbrechens einige Erinnerungslücken. „Ich habe keine Ahnung, welche Kleidung meine Freundin bei dem Kampf trug“, behauptete der 32-Jährige; und, dass er vergessen hätte, wieso er die Leiche ausgezogen hatte, bevor er sie in eine Wäschekiste packte.
Diese Wäschekiste...
Vor drei Wochen hatte der junge Mann der Kripo von einem „massiven Möbelstück“ mit 110 Zentimetern Breite erzählt. „Das Ding ist zu groß und schwer“, beurteilte er jetzt einen Nachbau – und schaffte es dennoch, diesen, mitsamt einer Frau mit Jennis Gewicht, zu heben. „Nein, ich brauchte echt keine Komplizen“, sagte er zu dem Verdacht, dass er bei dem Transport der Verstorbenen vielleicht Helfer benötigt haben könnte.
Vor knapp drei Wochen hatte Clemens T. die Fahnder zum Truppenübungsplatz Allentsteig, zu den sterblichen Überresten der Jus-Studentin geführt. Bei ersten gerichtsmedizinischen Untersuchungen wurden massive Verletzungen an dem Schädel des Opfers festgestellt – die von Schlägen mit einem stumpfen Gegenstand stammen dürften.
„Ich hab meine Freundin nicht gehauen, aber leider gewürgt“, erklärte der 32-Jährige, bevor er, gegen 11 Uhr, aus dem Wohnhaus gebracht wurde. Jennis Mutter stand ein paar Meter von ihm entfernt. „Um dem Mann“, so ihr Anwalt Andreas Schweitzer, „der ihr Schlimmstes angetan hat, in die Augen zu schauen...“
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.