Bereit für die Praxis

Land als Geburtshelfer: Neue Hebammen im Einsatz

Burgenland
30.08.2025 19:00

So wie im Rest Österreichs herrscht auch im Burgenland akuter Hebammenmangel. Um dem entgegenzuwirken, finanziert das Land ein eigenes Studium. Die ersten Absolventinnen treten nun ins Berufsleben ein. Die „Krone“ hat mit einer Neo-Hebamme gesprochen.

Hebamme ist definitiv ein Beruf mit Zukunft. Erstens wird es immer Geburten geben, denn auch dann, wenn die Geburtenrate schwankt, bleibt der Bedarf an qualifizierter Betreuung konstant. Zweitens wünschen sich immer mehr Frauen eine selbstbestimmte Geburt und suchen neben der ärztlichen Versorgung eine individuelle Betreuung durch eine versierte Hebamme ihres Vertrauens – egal ob für Schwangerenvorsorge, die Wochenbettbetreuung oder für Hausgeburten, Stillberatung oder Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse. Drittens ergeben sich vielfältige Einsatzbereiche und aufgrund des akuten Fachkräftemangels in ländlichen Regionen beste Jobaussichten. Und viertens eröffnen sich durch die zunehmende Akademisierung auch neue Wege in Forschung und Lehre.

Akademische Ausbildung
Deshalb bietet die Hochschule Burgenland seit drei Jahren am Standort Pinkafeld einen sechssemestrigen Hebammen-Bachelorstudiengang an. Aufgrund der Kombination aus hoher Praxisorientierung, kleinen Gruppen und individueller Betreuung ist dieser beispielgebend und einzigartig in Österreich. Das Land finanziert die Studienplätze zur Gänze und ermöglicht so den Studierenden eine hochwertige und dezentrale Ausbildung im eigenen Bundesland.

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Wir investieren gezielt dort, wo andere abwarten – nämlich in die Ausbildung, Versorgung und Versorgungssicherheit. Gesundheitsberufe müssen wieder zu den Menschen kommen – nicht umgekehrt. Die Hebammenausbildung ist Teil unserer Gesundheitsoffensive – und ein echtes Erfolgsmodell.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil

Karriere im zweiten Bildungsweg
Demnächst schließen die ersten 15 Absolventinnen ihr Studium ab. Eine davon ist Verena Schwarz aus Oberdorf im Südburgenland. Für die 40-Jährige, die davor als Marketingbereich arbeitete, geht damit nach drei intensiven Jahren ein Traum in Erfüllung. Ihre Abschlussprüfung findet am 9. September statt. Danach wird sie ihre berufliche Laufbahn im zweiten Bildungsweg dort starten, wo neues Leben beginnt – im Kreißsaal der Klinik Oberwart.

„Es ist spannend, Frauen und deren Familien in dieser besonderen Phase des Umbruchs begleiten zu dürfen, sie in dieser entscheidenden Zeit zu stärken und sie zu unterstützen, damit sie Vertrauen in ihre Fähigkeiten und in ihren Körper entwickeln. Man begleitet sie am Weg von der Frau zur Mutter, von der Schwangerschaft über die Geburt bis hin zum Wochenbett mit ihrem Baby“, sagt die Mutter einer neunjährigen Tochter. Für Schwarz wäre es aus familiären Gründen fast nicht machbar gewesen, nach Wien oder Graz an eine Fachhochschule für die Ausbildung zu pendeln: „Die Ausbildung quasi vor der Haustüre zu haben, ist ein Privileg. Dass ich diesen wunderbaren Beruf jetzt auch noch im eigenen Bundesland ausüben kann, macht es umso schöner. Das ist ein Riesenvorteil.“

In wenigen Tagen ist Verena Schwarz mit ihrer Ausbildung fertig.
In wenigen Tagen ist Verena Schwarz mit ihrer Ausbildung fertig.(Bild: zVg)

Kaum Studienabbrecher
Obwohl der Weg zur Hebamme anspruchsvoll ist – neben der 40-Stunden-Woche im Vollzeitstudium und vielen Praxisstunden bringt er auch eine hohe emotionale Belastung mit sich – haben in den ersten drei Jahrgängen nur zwei von insgesamt 54 Studentinnen ihr Studium im Burgenland abgebrochen. Diese niedrige Drop-out-Quote sei ein Zeichen für die hohe Motivation und Zufriedenheit der Studierenden, erklärt Beate Kayer, die Leiterin des Studiengangs: „Sie zeigt, dass wir mit dem Studienangebot die Bedürfnisse der Studierenden treffen, die diesen Beruf aus echter Überzeugung ergreifen und von uns bestens auf die vielfältigen Anforderungen im Hebammenberuf vorbereitet werden.“

Der Bedarf an Hebammen ist nicht nur in Spitälern gegeben, sondern auch im freiberuflichen ...
Der Bedarf an Hebammen ist nicht nur in Spitälern gegeben, sondern auch im freiberuflichen Bereich.(Bild: stock.adobe.com null)

Große Nachfrage
Das Interesse jedenfalls scheint ungebrochen. Auch heuer bewarben sich 133 Interessierte um 15 Ausbildungsplätze. Für Landeshauptmann und Gesundheitsreferent Hans Peter Doskozil, der die Ausbildung an der Hochschule initiiert hat und in der Hebammenoffensive einen zentralen Baustein für die Gesundheitsversorgung im Burgenland sieht, ein voller Erfolg: „Das zeigt, wie groß der Wunsch vieler Frauen ist, diesen sinnstiftenden Beruf zu ergreifen. Wenn wir ihnen Ausbildung und Perspektive im eigenen Land bieten, gewinnen alle – die Region, das Gesundheitssystem und die Familien. Außerdem fördern wir mit dem Hebammenstudium auch gezielt Frauen in einer verantwortungsvollen, akademischen Laufbahn.“

Verena Schwarz jedenfalls hat ihre Berufung gefunden und ist sicher, dass sie als Hebamme in Pension geht: „Es wird immer etwas Besonderes bleiben, wenn ein neues Leben beginnt. Das wird das nie zum Alltag.“

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