Es ist eine Sensation! Der Umbau des Promenaden-Gevierts öffnet ein neues Fenster zur Linzer Stadtgeschichte. Mauern, Scherben und sogar eine erste wertvolle Münze aus der Römerzeit wurden gefunden. Nun gräbt man noch tiefer: „Wir kämpfen uns an dem Ort mehr als 2100 Jahre zurück“, sagt Landesarchäologe Stefan Traxler. Verzögert sich dadurch der Theaterumbau?
Dass möglicherweise archäologische Schätze unter dem Promenaden-Geviert verborgen sein könnten, war nicht unbekannt: „Es hat in den 1950er-Jahren kleinere Suchschnitte gegeben, auch im Jahr 2000, als der Weinkeller des Promenadenhofs ausgehoben wurde, wurde man fündig“, sagt Landesarchäologe Stefan Traxler (OÖ Landes Kultur GmbH).
Aber erst der aktuelle Landestheaterumbau bietet die Möglichkeit, das Terrain mit 1200 Quadratmeter – der Innenhof hinter dem Schauspielhaus – genau zu erforschen: „Wir haben Mitte Juni begonnen, Schichten abzutragen“, sagt Traxler, der das Projekt leitet. Derzeit ist man noch in der „römischen Schicht“ im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.
Diese Funde sind nur der Anfang
Das Erdreich gab bereits erste Funde preis, u.a. einen römischen Dachziegel, Stücke einer Fußbodenheizung, Scherben von Essgeschirr, ein Stück einer Kleiderfibel. Die Sensation ist eine Bronze-Münze, mit Kaiser Hadrian und Göttin Diana als Prägungen.
„Wir finden noch mehr“, ist Traxler überzeugt. Man legte auch römische Gebäudemauern frei: „Vielleicht ein Wohnhaus oder eher ein Badehaus“, sagt Lea Hauhart, Archäologin der hier tätigen Grabungsfirma Ardis. „Wir dokumentieren alles bis auf den kleinsten Stein – nur so können wir später damit gut weiterarbeiten.“ Auch ein 3D-Scanner, der Mauerreste und Schichten ständig vermisst und digitalisiert, ist im Einsatz.
Eine Großgrabung mitten in Linz – das ist etwas Besonderes.
Landesarchäologe Stefan Traxler
Waren die Kelten in Linz?
In 2,70 Meter Tiefe will man graben, das könnte noch Schätze aus der Latènezeit (Keltenzeit) zutage fördern. „Damit wollen wir beweisen, dass auch das Zentrum von Linz lange vor Christi Geburt besiedelt war“, so Traxler. Die Münze übrigens wird von der hauseigenen Numismatik der OÖ LKG bearbeitet werden und vielleicht bald im Schlossmuseum zu sehen sein.
Verzögert sich jetzt der Umbau?
Bis Mitte September werden die Grabungen dauern. Das war einkalkuliert, denn auf „Krone“-Nachfrage beim Land OÖ heißt es: „Eine einzigartige Chance: Mitten in der Baustelle öffnet sich ein Fenster in eine Zeit vor mehr als zwei Jahrtausenden – das ist Geschichte zum Anfassen! Diese Funde zeigen, dass unser Landestheater ein Ort von besonderer Bedeutung ist“, sagt der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer.
Eine Zeitverzögerung für den Theaterumbau entstehe nicht – im Herbst 2027 ist die Gesamtfertigstellung und Wiedereröffnung der Redoutensäle und der Gastronomie geplant. Weiters Stelzer: „Der Kostenrahmen beträgt laut Finanzierungsbeschluss des OÖ Landtags 57,9 Millionen Euro und wird nach aktuellem Projektstand ebenfalls eingehalten.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.