Ich weiß nicht, ob eines Tages Zeitreisen möglich sein werden. Wir schaffen heute oft nicht einmal einen pünktlich abgewickelten Flug nach Griechenland. Aber würde mich jemand im Jahr 2010 in eine solche Temporalmaschine setzen, die mich 2025 ausspuckt, es wäre ein Kulturschock.
Mein 2010-Ich würde in der Waffenverbotszone auf dem Yppenplatz stehen und sich fragen: Was zur Hölle ist eine Waffenverbotszone? Zu meiner Zeit war noch das ganze Land eine Abschlacht-Verbotszone, man trug iPods bei sich und keine Ausbeinmesser. Syrer-, Afghanen- und Tschetschenen-Clans, so lese ich, haben ein besonderes Faible für lange Klingen, selbst mit Macheten säbeln sie sich durch den Großstadtdschungel. Bandenkrieger schließen am Reumannplatz Friedensverträge – an einem Ort, an dem einst das größte Problem war: Eismarillenknödel zum Hier-Essen oder Stanitzel zum Mitnehmen?
Mein 2010-Ich stünde staunend vor einem Christkindlmarkt, überall Betonpoller und schwer bewaffnete Polizisten, als würde die Nationalbank zwischen den Punschhütten neuerdings Österreichs Goldreserven lagern. 2010 lag die Wahrscheinlichkeit, beim Kauf von Engeln von einem Terror-Lkw zu ebenjenen befördert zu werden, bei null.
Konzerte werden heute plötzlich abgesagt, höre ich, Lichterfeste aus Sicherheitsgründen verschoben. Aber wir lassen uns die Art, wie wir leben, ja nicht kaputt machen.
Mein 2010-Ich würde rasch wieder zurückreisen wollen. Und, es ist leider die Wahrheit: Mein 2025-Ich will mit.

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