Soziales Lernen

Forscher: Wölfe lernen wie Hunde durch Beobachtung

Wissenschaft
03.12.2013 12:08
Wissenschaftler des Wolfsforschungszentrum in Ernstbrunn in Niederösterreich haben im Rahmen einer Studie zeigen können, dass Hunde und Wölfe sowohl von Artgenossen als auch von Menschen lernen. Aus den Ergebnissen schließen sie daher, dass sich soziales Lernen bei Hunden nicht erst im Zuge ihrer Domestikation entwickelte.

Für ihre Studie gingen die Wissenschaftler der Frage nach, ob die Fähigkeit von Hunden, aus Beobachtung zu lernen, erst im Zuge von deren Domestikation entstand oder bereits Wölfe dies beherrschten. Dazu untersuchten die Verhaltensforscher in einem Lernexperiment elf Wölfe und 14 Hunde, die in dem Forschungszentrum in Ernstbrunn aufgezogen wurden und dort in Rudeln leben.

Die Versuchsanordnung bestand darin, dass Menschen und speziell trainierte Haushunde Nahrung vor den Augen der beobachtenden Wölfe und Hunde versteckten. Im Zuge des Experiments stellte sich heraus, dass sowohl Wölfe wie Hunde das versteckte Fressen häufiger fanden, nachdem sie einen "Demonstrator" beim Verstecken beobachtet hatten, als bei Kontrolldurchläufen ohne Demonstration, berichten die Forscher im Fachjournal "Frontiers in Psychology".

Auch Wölfe lernen von sozialen Partnern
Auch die Wölfe vertrauten demnach bei der Suche nicht nur auf ihren Geruchssinn, sondern nutzten die Informationen, auf die sie aus dem Verhalten der anderen schließen konnten. "Die Fähigkeit, von sozialen Partnern - ob Artgenosse oder Mensch - zu lernen, beschränkt sich nicht auf den Hund, sondern war bereits bei den Vorfahren, den Wölfen, vorhanden. Bei der Domestikation machte sich der Mensch diese sozialen Fähigkeiten der Wölfe zunutze", so Friederike Range vom Messerli Forschungsinstitut an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

In dem Versuch wollten Range und ihre Kollegin Zsofia Virany aber auch wissen, wie genau die Tiere die Abläufe beobachteten. Um das zu überprüfen, taten die menschlichen und tierischen Demonstratoren in manchen Durchläufen nur so, als ob sie Nahrung versteckten. Dass sie nicht wirklich Fressen versteckten, konnten die Wölfe und Hunde bei genauem Zuschauen aber herausfinden.

Wölfe bei Menschen aufmerksamer
Hunde unterschieden zwischen der Demonstration und der Kontrollsituation. Sie suchten also nur, wenn wirklich Futter versteckt wurde. Die Wölfe unterschieden jedoch nur bei Menschen zwischen den beiden Situationen. "Sie waren bei der Demonstration vom Hund generell nicht so aufmerksam wie beim Menschen", so Range. War der Demonstrator ein Hund, schauten die Wölfe weniger gut zu und machten auch keinen Unterschied zwischen den beiden Situationen.

Der Grund für die unterschiedlich verteilte Aufmerksamkeit liegt vermutlich am geringen Interesse der Haushunde an dem Futter, das sie offensichtlich auch entsprechend signalisieren. Verfüttert werden tote Küken, die von den im Rudel gehaltenen Wölfen und Hunden auch gerne gefressen werden. "Aber unsere Haushunde mögen die nicht und haben teilweise deutlich gezeigt, dass sie das tote Küken nicht ins Maul nehmen wollen", erklärte die Forscherin. Die Wölfe - als scharfe soziale Beobachter - konnten das scheinbar sehen und schlossen daraus, dass es sich bei der potenziellen Beute um etwas weniger Interessantes handelt, so die Hypothese der Wissenschaftler.

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