„Krone“-Kommentar

Ein weiter Weg

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Christian Hauenstein(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Es war ein Überfall, eine kriminelle Tat, die Auslöser war für die jüngsten Kämpfe in Syriens Süden, denen mehr als 1000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Die Täter waren sunnitische Beduinen, das Opfer war ein drusischer Kaufmann auf dem Weg nach Damaskus, der entführt werden sollte.

Keine Kleinigkeit, aber doch ein vergleichsweise nichtiger Anlass für das Ausmaß an Gewalt, das darauf folgen sollte. Von beiden Seiten.

Das zeigt sehr deutlich, wie fragil die Lage in Syrien nach dem Ende der Assad-Diktatur noch ist. Wie tief das Misstrauen und – ja – der Hass zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen noch ist.

Wie sollen die liberalen Drusen, die unter Assad in weitgehender Selbstverwaltung gelebt haben, einer sunnitischen Regierung trauen, die von einem Ex-Al-Kaida-Terroristen angeführt wird, der einst allen Minderheiten den Tod gewünscht hat.

Oder wie sollen die Alawiten am Mittelmeer, die Minderheit, der auch die Assads angehören, dieser Regierung in Damaskus trauen. Und wie sollen die Sunniten den Alawiten trauen, von denen viele mit Assad paktiert und hohe Ränge im Militär innegehabt haben.

Wie sollen die Kurden dieser sunnitischen Regierung trauen, die eng mit ihren türkischen Erzfeinden zusammenarbeitet. Und wie soll ein sunnitischer Araber den Kurden vertrauen, die bei der Belagerung von Aleppo auf Assads Seite gestanden sind.

Syrien hat noch einen weiten Weg vor sich. Mit ungewissem Ausgang . . .