Guten Morgen

Mutlos | Ideenlos

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele(Bild: APA/DIETMAR STIPLOVSEK)

„So sind wir nicht!“ Erinnern Sie sich noch an jenen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, der in Krisen stets klare Worte fand? 2019 zu Ibiza etwa. Jenen Bundespräsidenten, der mit Würde, doch auch Nachdruck klare Erwartungen an die regierenden Parteien richtete? Der gerade noch im heurigen Februar ÖVP, SPÖ und Neos den Auftrag mitgab, über ihre Differenzen hinwegzusehen, um gemeinsam „Österreich nach vorne zu bringen, die Stimmung im Land zu sanieren“? Ja, auf Alexander Van der Bellen war stets Verlass, in schwierigen Zeiten den Blick auf das Wesentliche und nach vorne zu richten. Nicht so bei der gestrigen Festspieleröffnung in Bregenz: Die Welt sei ein interessanter Ort, man müsse sie so akzeptieren, wie sie ist. Die Resignation eines amtsmüden 81-Jährigen? Oder ein Spiegel der krisenmüden österreichischen Gesellschaft? Jedenfalls nichts, was Österreich nach vorne bringt, die Stimmung im Land saniert. Oder, wie Claus Pándi in seiner Kolumne schreibt: „Ob viele Menschen dem Bundespräsidenten für seine Ratschläge dankbar sein werden? So ein nobles Mindset wie in der Hofburg muss man sich schließlich leisten können.“

Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass Van der Bellen am Ende seiner Rede dann doch noch zu Ideen für die Zukunft kam. Versuchte, Wege aufzuzeigen. Allein, sie waren weder neu noch ambitioniert, ja lieferten nicht einmal den Stoff für die politische Sprüchesammlung („So sind wir nicht!“). Eine gemeinsame europäische Rüstungspolitik solle man schaffen (Was ist Skyshield, wenn nicht das?). Ein starkes digitales Europa in einer digitalen Welt (eine Debatte, die seit Anfang der 2000er in Brüssel – ergebnislos – geführt wird). „Hören wir nicht auf zu lernen und bleiben wir beweglich“, ist noch die klarste Aufforderung, die der möglicherweise amtsmüde Präsident den krisenmüden Österreicherinnen und Österreichern in der Krise aus Bregenz mitgibt. Jo, eh. Oder, um noch einmal Claus Pándi zu zitieren: „Das Bemühen ist da, aber es kommen keine neuen Gedanken mehr.“

Kommen Sie gut durch den Donnerstag!