Krise auf der Insel

Migrantenstrom auf Kreta: Jetzt handelt Regierung

Außenpolitik
10.07.2025 21:16

Die Lage auf Kreta spitzt sich zu: In den vergangenen Tagen sind Tausende Migranten aus Libyen auf die griechische Urlaubsinsel gekommen – und damit in die EU eingereist. Die griechische Regierung reagiert.

Seit Tagen sagen Bürgermeister von Kreta in Medieninterviews, dass der Flüchtlingsansturm aus dem nordafrikanischen Libyen nicht mehr zu bewältigen sei. Sie könnten den Menschen nicht mehr helfen, es seien schlicht zu viele. Die griechische Regierung hat nun damit begonnen, Migranten von der Ferieninsel aufs Festland zu bringen, um die Lage auf Kreta zu entspannen.

Donnerstagfrüh wurden rund 500 Menschen zum Hafen Lavrio am Festland im Osten der griechischen Hauptstadt Athen gebracht, wie griechische Medien unter Berufung auf die Küstenwache und das Migrationsministerium berichteten. 200 weitere Menschen wurden in den Westen Athens nach Piräus gebracht, wie die „Bild“-Zeitung schrieb.

„Situation ist außer Kontrolle“
Im Moment sind noch Hunderte Migranten in den Häfen auf Kreta. Rund 800 Menschen wurden in eine Lagerhalle in die Nähe der Hafenstadt Chania gebracht. „Die Situation ist aktuell außer Kontrolle. Sosehr wir es auch wünschten, wir können nichts dagegen tun“, sagte ein Bürgermeister auf Kreta zur „Tagesschau“. Man könne nicht noch mehr Menschen unter menschenwürdigen Bedingungen unterbringen.

Ein Boot bringt Migranten ans Festland.
Ein Boot bringt Migranten ans Festland.(Bild: EPA/YANNIS KOLESIDIS)
Menschen stehen hinter einem Zaun, nachdem sie in Lavrio von Bord gegangen sind.
Menschen stehen hinter einem Zaun, nachdem sie in Lavrio von Bord gegangen sind.(Bild: AFP/ARIS MESSINIS)
Menschen sitzen vor der griechischen Hafenbehörde.
Menschen sitzen vor der griechischen Hafenbehörde.(Bild: EPA/YANNIS KOLESIDIS)
Kreta kann die Migranten nicht mehr unter menschenwürdigen Bedingungen unterbringen.
Kreta kann die Migranten nicht mehr unter menschenwürdigen Bedingungen unterbringen.(Bild: EPA/YANNIS KOLESIDIS)
Menschen gehen in Richtung der griechischen Hafenbehörde, nachdem sie ans Festland gebracht ...
Menschen gehen in Richtung der griechischen Hafenbehörde, nachdem sie ans Festland gebracht wurden.(Bild: EPA/YANNIS KOLESIDIS)

Nach vorläufigen Schätzungen der Behörden sind seit Anfang 2025 mehr als 10.000 Menschen auf der Insel Kreta angekommen. Das ist ein Anstieg von 350 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie die Regierung mitteilte. 

Regierung tritt Migrationswelle entgegen
Die griechische Regierung wehrt sich gegen die gestiegenen Flüchtlingszahlen: Für mindestens drei Monate sollen keine Asylanträge von Migranten bearbeitet werden, die von Libyen aus über das Meer nach Griechenland kommen.

Außerdem soll auf Kreta eine Art Gefängnis für die Migranten gebaut werden. Man wolle „ein oder zwei geschlossene Einrichtungen schaffen“, um der Lage vor Ort Herr zu werden, erklärte Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis, wie die „Tagesschau“ berichtete. „Einwanderer, die illegal in unser Land einreisen, werden festgenommen und inhaftiert.“

Libyen ist Teil der Schmuggleroute
Seit Jahren sei Libyen als Teil der Schmugglerroute bekannt, erklärte Migrationsforscherin Judith Kohlenberger. Aber: „Das Land ist gefährlich für Migranten, niemand möchte in Libyen bleiben.“ Die Flucht über das Meer wird dabei immer beliebter, weil das Wasser nicht so stark bewacht werden kann wie die Landesgrenzen.

Offiziere der griechischen Küstenwache gehen davon aus, dass im Raum Tobruk an der libyschen Küste Tausende Menschen auf eine Gelegenheit warten, nach Europa zu kommen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Behördenkreisen erfuhr. Pro Kopf zahlen die Menschen Schleuserbanden nach eigenen Angaben für die gut 300 Kilometer lange Fahrt von Tobruk nach Kreta zwischen 4000 und 6000 Euro, wie kretische Medien berichten.

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