„Krone“-Kommentar

Die Illusion vom Klima-Musterschüler

Kolumnen
05.07.2025 06:00

Die EU-Klimaziele waren diese Woche wieder im Fokus, bis 2050 soll die Klimaneutralität erreicht sein. Doch Österreich spielt wieder einmal den Musterschüler und will das Ziel laut Regierungsprogramm schon im Jahr 2040 erreichen. Was vorbildlich klingt, bringt der Umwelt leider so gut wie gar nichts – und lässt obendrein andere Länder profitieren. Der Hintergrund: In der EU gibt es einen gemeinsamen Markt mit einer fixen Menge an Treibhausgas-Zertifikaten. Sie „erlauben“ einem Betrieb gegen Bezahlung CO₂ auszustoßen. Ein gutes Modell, aber es ergibt nur Sinn, wenn nicht jeder sein eigenes klimapolitisches Süppchen kocht.

Die Fleißaufgaben haben nämlich einen Haken: Verbraucht Österreich weniger CO₂ und kauft dadurch weniger Zertifikate, bleiben für andere Länder mehr übrig. Oder sie kaufen von Betrieben aus „Vorzeigenationen“ günstig Zertifikate ab. Bedauerliche Folge: Am Ende wird genauso viel CO₂ ausgestoßen. Das ist doppelt dumm – seine eigene Wettbewerbsfähigkeit schwächen und gleichzeitig anderen Ländern indirekt die Möglichkeit geben, mehr zu emittieren. Denn die Fabrik steht dann zwar nicht in Österreich, aber in Tschechien oder Frankreich; und die Millionen CO₂-Tonnen, die Österreich einspart, scheinen woanders in der Klimabilanz auf und gelangen dort in die Atmosphäre – der Umwelt ist das egal.

„Carbon Leakage“ heißt das Phänomen – bisher betraf das vor allem Drittstaaten wie China, doch die EU und Österreich bringen sogar ein innereuropäisches „Carbon Leakage“ zustande. Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht.

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