Offenbar herrscht Sorge im US-Verteidigungsministerium über die eigenen Bestände. Denn Medienberichten zufolge ist nach einer Überprüfung der Depots die Lieferung einiger zuvor zugesagter Waffen und Munitionstypen an die Ukraine gestoppt worden.
„Politico“ und der Sender NBC News stützen sich bei ihren Schilderungen auf mit der Angelegenheit vertraute Personen beziehungsweise Verteidigungsbeamte und Kongressmitglieder. In einem Statement der stellvertretenden Sprecherin des Weißen Hauses, Anna Kelly, heißt es: „Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Interessen Amerikas in den Vordergrund zu stellen, nachdem das Verteidigungsministerium die militärische Unterstützung und Hilfe unserer Nation für andere Länder auf der ganzen Welt überprüft hatte.“ Die Stärke der US-Streitkräfte bleibe unbestritten, betont Kelly und fügt hinzu: „Fragen Sie einfach den Iran.“
Unter den von der Vorgängerregierung von Joe Biden für die Ukraine zugesagten und nun verzögerten Lieferungen befinden sich laut Medienangaben unter anderem Flugabwehr-Raketen, mit denen etwa russische Drohnen abgeschossen werden können. Das Pentagon erklärte in einer E-Mail, man stelle Präsident Donald Trump Optionen zur Fortsetzung der Militärhilfe für die Ukraine bereit – im Einklang mit dem Ziel, Russlands Krieg dort zu beenden.
„Gleichzeitig prüft und passt das Ministerium seinen Ansatz zur Erreichung dieses Ziels gründlich an, während es auch die Einsatzbereitschaft der US-Streitkräfte für die Verteidigungsprioritäten der Regierung bewahrt“, schreibt das Ministerium. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als drei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg.
Deutscher Minister: „Müssen Vorsorge treffen“
Gänzlich anders dürfte da die Position der deutschen Regierung sein. Während seines Besuchs in der ukrainischen Hafenstadt Odessa machte sich der deutsche Außenminister Johann Wadephul für die Lieferung zusätzlicher Waffensysteme an die Ukraine stark – auch von anderen Partnerländern. „Hier wird noch einmal deutlich, dass die entscheidende Bedrohung diejenige aus der Luft ist“, sagte der CDU-Politiker am Dienstag.
Er wolle im Kabinett an diesem Mittwoch erneut dafür werben, dass sich auch Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) international dafür einsetzten, der Ukraine möglichst schnell weitere dieser Systeme zur Verfügung zu stellen. Deutschland müsse sich „darauf einstellen, dass wir mehr gefordert werden“, betonte Wadephul. Es sei zu befürchten, dass die Ukraine an Grenzen ihrer Verteidigungsmöglichkeiten komme. „Deswegen muss jetzt Vorsorge getroffen werden.“ Man müsse sich „darauf konzentrieren, im Bereich der Luftverteidigung alles zur Verfügung zu stellen, was möglich ist“.
Odessa häufiges Ziel russischer Angriffe
Odessa ist mit etwa einer Million Einwohner drittgrößte Stadt der Ukraine nach Kiew und Charkiw. Die Stadt gilt mit Ölraffinerien, der Chemie- und metallverarbeitenden Industrie sowie als Verkehrsknotenpunkt als wirtschaftlich bedeutend. Immer wieder feuert Russland ballistische Raketen von der Schwarzmeer-Halbinsel Krim auf Ziele in und um Odessa ab. Erst am Samstag wurde ein Ehepaar bei einem Drohneneinschlag in einem Hochhaus in seiner Wohnung getötet. Weitere 14 Menschen wurden verletzt.
Wadephul fuhr aus Sicherheitsgründen nur mit einem kleinen Teil seiner Delegation in einem Autokonvoi gut fünf Stunden lang aus Kiew kommend in die Stadt.
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