Fliegt und fährt Auto

Leonore Gewessler ist die neue Chefin der Grünen

Innenpolitik
29.06.2025 15:50

Leonore Gewessler ist Sonntagmittag zur neuen Bundessprecherin der Grünen gewählt worden. 96,76 Prozent der Delegierten stimmten für die 47-jährige Steirerin und ehemalige Aktivistin, die nun Werner Kogler (63) an der Spitze von Österreichs Umweltpartei beerbt. Es wird ihre Aufgabe sein, den Grünen wieder zu mehr Glaubwürdigkeit und Relevanz zu verhelfen – weg von der „Verbotspartei“, hin zu den Menschen.

Gewählt wurde Gewessler für eine dreijährige Funktionsperiode, Gegenkandidaten gab es keine. Sie nehme die Wahl „mit großer Vorfreude und Respekt“ an, sagte sie unter dem Applaus der 250 Parteikollegen.

Dank an „grünen Giganten“
Schon in ihrer Bewerbungsrede hatte Gewessler ihren großen Respekt für die vor ihr stehende Aufgabe betont. Schaffbar sei dies nur im Team, sagte sie und dankte Kogler: Er sei ein „grüner Gigant“, von dem sie unglaublich viel gelernt habe und der immer hinter ihr gestanden sei.

„Das wird sehr, sehr gut“
Nach der Wahl gab der angesprochene Kogler – ebenfalls Steirer – das Lob zurück: „Leonore, ich bin überzeugt, wir sind überzeugt, mit großer Zuversicht, dass das sehr, sehr gut werden wird, mit dir an der Spitze.“

Amtsübergabe: Werner Kogler und Leonore Gewessler
Amtsübergabe: Werner Kogler und Leonore Gewessler(Bild: APA/TOBIAS STEINMAURER)

Ex-Klimaministerin und Öko-Aushängeschild
Gewessler, zuletzt Koglers Vize in der Partei und bereits unter Schwarz-Grün Klimaministerin, gilt als Öko-Aushängeschild der Grünen. Erst 2019 in die Bundespolitik gewechselt, konnte sie sich in der letzten Koalition bereits im Umwelt-, Energie- und Verkehrsressort profilieren.

Die neue Chefin sichtlich gerührt
Die neue Chefin sichtlich gerührt(Bild: APA/TOBIAS STEINMAURER)
Die neue Chefin sichtlich gerührt
Die neue Chefin sichtlich gerührt(Bild: APA/TOBIAS STEINMAURER)

Macherin des Klimatickets
So geht etwa die Einführung des kostenlosen Klimatickets für Jugendliche auf ihr Konto. Die Maßnahme galt als Meilenstein grüner Politik in Österreich und wurde kürzlich wieder eingespart. Auch CO2-Bepreisung, Klimabonus, EU-Renaturierung und die Absage diverser Autobahnprojekte können der ehemaligen Klimaministerin zugeschrieben werden.

„Corona, Krieg und Kurz gestellt“
Gewessler will nun die „Sorgen, Hoffnungen und Träume der Menschen in konkrete Politik übersetzen“, wie sie erklärte. In den fünf Jahren der Regierung mit der ÖVP habe man sich verausgabt und drei große Krisen – „Corona, Krieg, Kurz“, wie Gewessler betonte – gestellt. Man habe sehr viel Energie für Überzeugungsarbeit in eine Richtung geleistet. Dabei sei zu kurz gekommen, worauf es eigentlich ankomme. Die Menschen hätten die Sorge, dass sie sich vor den Grünen immer rechtfertigen müssten.

Von Global 2000 in die Politik

Leonore Gewessler, geboren am 15. September 1977 in Graz, ist studierte Politikwissenschaftlerin (Bachelor in Wien) und war vor ihrem Einstieg in die Politik von 2014 bis 2019 politische Geschäftsführerin der Umweltorganisation Global 2000.

2008 bis 2014 war sie bei der Green European Foundation in Brüssel, einer vom Europaparlament finanzierten politischen Stiftung mit enger Verbindung zu den europäischen Grünen.

Davor: Büroleiterin der Bezirksvorstehung in Wien-Neubau, einem grünen Kerngebiet, in dem die Grünen schon seit 2001 den Bezirksvorsteher stellen. 

„Ehemann im Flugzeug kennengelernt“
Dabei, so Gewessler, habe sie selbst ein Auto in der Garage, und ihren Ehemann habe sie „am ungrünsten Ort“, nämlich in einem Flugzeug kennengelernt. Ihr Fazit: Die Grünen wollten die Welt immer besser machen, aber man lebe in einer Welt voller Widersprüchlichkeiten. „Ich möchte, dass die Menschen nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung zu uns kommen.“ Kogler unterstrich dies: „Wir haben eine Mission, aber wir sollten keinesfalls auftreten wie die Missionare.“

Erste Attacken gegen Babler, FPÖ und ÖVP
Den politischen Konkurrenten sprach die neue Parteichefin gleich einmal die Vertrauenswürdigkeit ab. SPÖ-Chef Andreas Babler sei ein klima- und sozialpolitischer „Scheinriese“, die ÖVP wolle wieder russisches Gas importieren und rüttle an der Rechtsprechung im Menschenrechtsbereich, und der FPÖ gehe es nur um Problembewirtschaftung, und diese wünsche sich – angetrieben von russischer Propaganda – „eine Welt, in der wir nicht mehr selber entscheiden, mit wem wir schmusen“.

In der Tonart wird es wohl in den nächsten Jahren weitergehen – und von der FPÖ kam am Sonntag umgehend die Retourkutsche: Gewessler sei eine „abgehobene Klima-Fanatikerin“, schimpfte der freiheitliche Generalsekretär Michael Schnedlitz. Ihre Lobesrede auf die grüne Regierungsbeteiligung der vergangenen fünf Jahre sei „ein Schlag ins Gesicht der österreichischen Bevölkerung“. „Weiter auseinander können Eigen- und Fremdwahrnehmung, Einbildung und Realität gar nicht liegen“, meint Schnedlitz.

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