Es fehlt an Ärzten und Pflegepersonal, gleichzeitig schießen die Kosten im Gesundheitssystem durch die Decke. Die Vorarlberger Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hat den Handlungsbedarf schon lange erkannt und arbeitet seit geraumer Zeit an einer Strukturreform für die Spitäler. Auch in Bludenz könnte es größere Veränderungen geben.
„Bisher ist noch nichts entschieden, aber die Gerüchte, dass die Geburtenstation in Bludenz geschlossen werden und nach Feldkirch übersiedeln soll, verdichten sich“, erklärte SPÖ-Gesundheitssprecherin Manuela Auer am Montag. Gemeinsam mit Betriebsrätin Elke Zimmermann hatte sie am Montag zur Pressekonferenz in die Alpenstadt eingeladen, um gegen das drohende Aus zu protestieren. Auch einige Mitarbeiter fanden sich vor den Türen des Spitals ein. Manuela Auer präsentierte zudem einen Landtagsantrag, in dem ein „tragfähiges Konzept zur langfristigen Sicherung des Betriebs in Bludenz“ gefordert wird.
Argumente für den Erhalt
Insbesondere in einem flächenmäßig großen Bezirk wie Bludenz ist eine wohnortnahe Geburtshilfe unerlässlich. Längere Anfahrtswege, eine überlastete Infrastruktur in Feldkirch und die Gefahr von Geburten auf dem Transportweg sind keine akzeptablen Alternativen, lauteten die Argumente der Versammelten. Viele Frauen würden sich bewusst für die familiäre, überschaubare Atmosphäre in Bludenz entscheiden. „Ich verstehe, wenn es in bestimmten Bereichen mit teuren Geräten oder bei Standardeingriffen Schwerpunktbildungen gibt. Ich kann eine Geburt aber nicht mit einer Laser-OP am Auge oder Ähnlichem vergleichen“, erläuterte Manuela Auer.
Differenzen zwischen Feldkirch und Bludenz
Elke Zimmermann verwies auf die schwierige Zusammenarbeit mit Feldkirch. So sei in den vergangenen Jahren die Station in Bludenz immer wieder eine Zeit lang geschlossen worden. „Argumentiert wurde, dass das Personal auch einmal Urlaub machen sollte – nur wurde dieses dann in Feldkirch eingesetzt. Das ist witzig, oder?“, merkte sie süffisant an.
Und was sagt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher? „Vorab ist es mir wichtig festzuhalten, dass wir die Unsicherheiten vor Ort verstehen, seit mehreren Jahren ist vor allem die personelle fachärztliche Besetzung sehr herausfordernd“, ließ sie auf „Krone“-Anfrage wissen. Grundsätzlich sei die politische Vorgabe – und auch ihr klares Anliegen –, die Geburtshilfe vor Ort in Bludenz als Fachschwerpunkt in der Versorgungsregion Süd aufrechtzuerhalten.
Vonseiten der zuständigen Abteilungsleitung wurde uns mitgeteilt, dass alle möglichen Maßnahmen unternommen wurden, um das fachärztliche Dienstrad zu stabilisieren. Leider ist dies bislang nicht im gewünschten Maß gelungen.
Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher zum aktuellen Stand am Landeskrankenhaus Bludenz
Externes Gutachten in Auftrag gegeben
Allerdings sei es im Frühjahr zu einer Rückmeldung von medizinischer Seite gekommen, wonach die Versorgung als gefährdet eingeschätzt wurde, da eine kompetente fachärztliche Besetzung rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche für die Zukunft nicht gesichert sei. Gesprächsrunden folgten, ein externes Gutachten wurde in Auftrag gegeben. Dieses wird auch als Entscheidungsgrundlage für den Aufsichtsrat dienen, der Ende Juni tagen soll. „Erst auf Basis dieser Ergebnisse kann entschieden werden, wie die zukünftige Versorgung konkret ausgestaltet werden kann.“
Gleichzeitig wurde im Rahmen der vorarlbergweiten Spitalscampus-Planungen eine Fachgruppe eingerichtet, die alle Unterlagen nochmals im Detail prüft und die weitere Vorgangsweise vorschlägt. „Wir warten derzeit die Ergebnisse dieser laufenden Prozesse ab und werden uns um eine zeitnahe Klärung bemühen“, verspricht die Landesrätin.
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