Hier steigt die Angst

Kämpfer, Waffen, Propaganda: IS steht vor Comeback

Ausland
14.06.2025 12:40

Der Islamische Staat (IS) ist wieder aktiv und strebt eine Rückkehr in Syrien und im Irak an. Die radikal-islamistische Organisation reaktiviere Kämpfer, verteile Waffen und Propaganda, identifiziere Ziele und intensiviere das Anwerben von Anhängern, warnen Sicherheitskreise aus aller Welt.

„IS-Elemente haben nach Jahren der Zurückhaltung begonnen, wieder zurückzukehren, ermutigt durch das Chaos in Syrien“, erläutert Abdul Ameer al-Bayati von der irakischen Armee. 

Verantwortliche im Nahen Osten und im Westen hatten schon in der Vergangenheit davor gewarnt, dass die radikal-islamistische Organisation den Sturz des Regimes von Bashar Assad in Syrien ausnutzen könnte, um ein Comeback zu versuchen. Der IS tue nun genau das, sagen mehr als 20 Personen aus Sicherheitskreisen und der Politik in Syrien, dem Irak, den USA und Europa, mit denen die Nachrichtenagentur Reuters sprach.

Militante Aktivitäten im Internet
In den ersten fünf Monaten 2025 bekannte sich der IS zu 38 Angriffen in Syrien. Hochgerechnet würden sich für das Gesamtjahr gut 90 dieser Fälle ergeben, etwa ein Drittel der Vorjahreszahl, wie Daten der SITE Intelligence Group zeigen. Die Organisation beobachtet militante Aktivitäten im Internet. Im Irak, dem Ursprungsland des IS, gab es den Daten zufolge 2025 bisher nur vier Angriffe, verglichen mit 61 im gesamten Vorjahr. „Der Rückgang der IS-Angriffe in Syrien ist kein Zeichen der Schwäche. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Gruppe in eine Phase der Neuausrichtung eingetreten ist“, analysiert Rita Katz, Direktorin der SITE Intelligence Group.

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Der Rückgang der IS-Angriffe in Syrien ist kein Zeichen der Schwäche. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Gruppe in eine Phase der Neuausrichtung eingetreten ist.

Rita Katz, Direktorin der SITE Intelligence Group.

Große Herausforderungen in Syrien
Nach 13 Jahren Bürgerkrieg versucht die neue syrische Regierung unter dem islamistischen Führer Ahmed al-Sharaa, ein zerrissenes Land unter Kontrolle zu bringen. Gleichzeitig muss sie sich etwa mit Angriffen mutmaßlicher Assad-Loyalisten und israelischen Luftangriffen auseinandersetzen.

US-Präsident Donald Trump hob im vergangenen Monat überraschend die Sanktionen gegen Syrien auf. Ein Schritt, der als Erfolg für al-Sharaa gewertet wurde. Der leitete einst eine Abteilung der islamistischen Organisation Al Kaida, die den IS jahrelang bekämpfte.

Auf dem Höhepunkt zwischen 2014 und 2017 kontrollierte der IS etwa ein Drittel Syriens und des Iraks. Dort setzte er seine extreme Interpretation des islamischen Rechtssystems Scharia durch und erlangte einen Ruf für schockierende Brutalität. Keiner der Beamten, die mit Reuters sprachen, sah die Gefahr einer Wiederholung dieser Situation. Sie warnten jedoch davor, die Gruppe zu unterschätzen, da sie sich als widerstandsfähiger Gegner erwiesen habe, der geschickt ein Vakuum ausnutzen könne.

Viele Bedrohungen
Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der IS-Kämpfer in Syrien und im Irak auf 1500 bis 3000. Besondere Sorge bereiten etwa 9000 IS-Kämpfer und ihre Familien in Gefängnissen und Lagern. Sie stehen unter Bewachung der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), einer kurdisch geführten und von den USA unterstützten Gruppe. Die SDF meldete seit Assads Sturz mindestens zwei Ausbruchsversuche. Darüber hinaus befürchten irakische Beamte, dass der IS große Waffenbestände von Assads Streitkräften beschlagnahmt hat und möglicherweise in den Irak schmuggeln könnte.

Auch lokale und europäische Beamte sorgen sich: Sie fürchten, dass ausländische Kämpfer nach Syrien reisen könnten, um sich dschihadistischen Gruppen anzuschließen. Den Angaben zweier europäischer Beamter zufolge, verfolgten Geheimdienste zum ersten Mal seit Jahren wieder eine kleine Anzahl mutmaßlicher ausländischer Kämpfer, die aus Europa nach Syrien reisten. 

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