Geständnis im Prozess
Angreifer von Solingen: „Habe Unschuldige getötet“
Im Prozess um den Anschlag von Solingen mit drei Toten hat der Angeklagte jetzt gestanden. „Ich habe schwere Schuld auf mich geladen. Ich habe Unschuldige getötet, keine Ungläubigen“, sagte der Syrer Issa al H. vor Gericht.
Er sei bereit, das Urteil anzunehmen. Wie berichtet, hat der Mann am 23. August abends wahllos mit einem Messer auf Besucherinnen und Besucher eines Stadtfests in Solingen eingestochen. Dabei kamen eine Frau (56) und zwei Männer (56 und 67 Jahre alt) ums Leben. Acht weitere Menschen wurden verletzt, einige davon schwer (siehe Video oben). Zwei Personen soll der Angreifer knapp verfehlt und ihre Kleidung zerfetzt haben.
Sowohl die Verletzten als auch die Angehörigen der Todesopfer sind in dem Prozess Nebenklägerinnen und Nebenkläger. Die deutsche Bundesanwaltschaft wirft dem Angeklagten dreifachen Mord und zehnfachen versuchten Mord vor. Zudem soll er IS-Terrorist sein und nur wenige Stunden vor der Tat dem Islamischen Staat in Videos die Treue geschworen haben. Das Material erhielt ein Kontaktmann.
Ideologie spielte bei Tatwaffe eine Rolle
Der Syrer habe in islamistisch-jihadistischen Foren gezielt Kontakt zum IS gesucht, sagte ein Vertreter der Bundesanwaltschaft. Seit 2019 beschäftigte sich Issa al H. mit dem Salafismus und lehnte die freiheitliche Lebensweise ab. „Ideologische Operateure“ hätten ihn auch bei der Wahl der Tatwaffe angeleitet.
Seine völlig überraschten Opfer hat der Mann mit einem Messer meist von hinten attackiert. Sie wurden mit einem gezielten Stich in den Hals verletzt. Mehrfach habe er dabei „Allahu akbar“ gerufen, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Das letzte Opfer habe Widerstand geleistet, ihn getreten und abgewehrt.
Deutschland „schönes Land“ für Angreifer
Der psychiatrische Gutachter sagte, dass ihm der Syrer erzählt hätte, dass ihn Bilder des Kriegs im Gazastreifen sehr bewegt hätten. Er habe Fotos von getöteten Kindern weiterverbreitet und sei daraufhin von einem Unbekannten angeschrieben worden, der ihn aufgefordert habe, einen Anschlag in Deutschland zu begehen.
Issa al H. habe sich selbst nicht als streng religiös oder salafistisch bezeichnet. Deutschland sei für ihn ein schönes Land. „Hier kann man ein Leben führen, wie man es möchte“, habe er gesagt. Er wäre nicht nach Deutschland geflüchtet, wenn er die Menschen hier als Ungläubige abgelehnt hätte. Freundinnen und Freunde habe er aber nicht gefunden.
Sah palästinensische Kinder auf der Bühne
Bei der Tat hat er laut dem Gutachter die Leichen palästinensischer Kinder auf der Bühne gesehen. In seiner Vorstellung habe ein israelischer Polizist dazu gelacht. Diesen habe er attackiert und sei in einen Wald geflüchtet. Am nächsten Tag stellte er sich einer Polizeistreife. An weitere Tote und Verletzte könne er sich nicht erinnern.
Der Mann hielt den Kopf auf der Anklagebank überwiegend gesenkt. Der Prozess findet im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Düsseldorf statt. Ein Untersuchungsausschuss im Düsseldorfer Landtag beschäftigt sich derzeit unter anderem mit der Frage, warum die Abschiebung des späteren mutmaßlichen Attentäters scheiterte. Der Prozess ist bis zum 24. September angesetzt.
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