Nicht genug Schub
Experten rätseln: Warum stürzte Dreamliner ab?
Die Ermittlungen nach der Flugzeugtragödie in Indien mit Hunderten Todesopfern laufen auf Hochtouren. Einer von zwei Flugschreibern wurde bereits gefunden – man erhofft sich durch diese Daten Hinweise zur Unfallursache. Experten spekulieren bereits: Könnte ein extrem seltenes Gebrechen schuld an der Katastrophe sein?
Bei dem Unglück, das 241 Menschen an Bord das Leben kostete (ein Fluggast überlebte), starben auch mindestens acht Menschen, die sich am Boden befanden. Vier von ihnen seien Medizinstudenten gewesen, die in einem der Gebäude lebten, auf das das Flugzeug abgestürzt sei, berichtete der Sender BBC. Die anderen seien Verwandte anderer Studenten gewesen, die in dem Wohnheim gelebt hatten.
Start noch normal, doch Flieger stieg nicht hoch
Experten rätseln bereits, wie es zu der Tragödie kommen konnte. Luftfahrtjournalist Andreas Spaeth erklärte gegenüber n-tv.de, dass es sich um einen „extrem ungewöhnlichen“ Vorfall handle. Er analysierte das Bildmaterial und kam zu dem Schluss, dass der Start noch normal verlief. „Doch das Flugzeug kommt nicht höher und dann fliegt es quälende Sekunden in gleichbleibend niedriger Höhe – offenbar 190 Meter wurden gemessen – über der Bahn geradeaus und ging in einen scheinbar geordneten Sinkflug über, der dann in dem tragischen Feuerball endet“, so Spaeth.
Bilder von der Absturzstelle:
Treibstoff könnte verunreinigt gewesen sein
Es sei „offensichtlich“, dass der Maschine der Schub fehlte. Die Triebwerke hätten während oder kurz nach dem Abheben vermutlich versagt. Das könnte an einer Verunreinigung des Treibstoffs gelegen haben, beispielsweise durch einen Schadensfall. Auch menschliches Versagen oder Sabotage seien mögliche Ursachen.
Hebel für Fahrwerk verwechselt?
Der ehemalige Pilot Ehsan Khalid betonte gegenüber „Times of India“, dass es extrem unwahrscheinlich sei, dass beide Triebwerke zur gleichen Zeit ausfallen. „Ich verstehe nicht, warum das Fahrwerk noch ausgefahren war“, erklärte Khalid weiters. Diese werden eigentlich sofort nach dem Abheben eingefahren. Es könnte sein, dass Pilot oder Co-Pilot den falschen Hebel betätigt haben. Der Hebel für das Fahrwerk liegen nämlich sehr nahe neben jenen für die Landeklappen – auf einem Video sei zu sehen, dass diese sogenannten Flaps nach dem Start eingefahren werden.
Der Ausfall beider Triebwerke kommt nur sehr selten vor. Das wohl berühmteste Vorfall ist wohl der Vorfall im Jahr 2009, als ein Pilot einen Airbus A320 im Hudson River mit einem Gleitflug am Hudson River notlandete.
Flughafen „berüchtigt“ für Vogelpopulation
Eine weitere Unfallursache könnte Vogelschlag sein. Wenn ein Vogel eingesaugt wird, kann ein Triebwerk ausfallen, wie bei jenem Unglück mit 179 Toten in Südkorea. Laut Experten sei der Flughafen Ahmedabad, wo die Unglücksmaschine startete, „für seine Vogelpopulation berüchtigt“. Der Bundesstaat Gujarat, in dem Ahmedabad liegt, meldete innerhalb von fünf Jahren 462 Vogelschlagvorfälle, die meisten davon ereigneten sich am Flughafen Ahmedabad.
Bei dem Kapitän der Unglücksmaschine habe es sich um einen erfahrenen Piloten gehandelt, wie der Sender BBC berichtete. Sumeet Sabharwal habe diesen Beruf seit 30 Jahren aufgeführt und sei mit mehr als 8200 Flugstunden das dienstälteste Besatzungsmitglied auf dem Flug gewesen. Der 60-Jährige stand demnach nur wenige Monate vor seiner Pensionierung – er hatte vor, in seiner Rente mehr Zeit mit seinem 82-jährigen Vater zu verbringen, der früher ein Beamter der indischen Zivilluftfahrt war.
Kurz vor dem Absturz hatte der Pilot noch einen Notruf abgesetzt. Darin funkte Sabharwal mit Verzweiflung in der Stimme: „Mayday … no thrust, losing power, unable to lift.“(„Mayday ... kein Schub, Verlust der Leistung, können nicht steigen.“)
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