„Spinnennetz“-Inferno

NATO-Staat verzehnfacht Drohnen-Lieferung an Kiew

Außenpolitik
04.06.2025 11:30

Die ukrainische Operation „Spinnennetz“ hat offenbar auch bei westlichen Verbündeten Eindruck hinterlassen. Großbritannien will seine Drohnen-Lieferungen nun deutlich hochfahren. Gleichzeitig wird darüber diskutiert, wie wirkungsvoll die Attacke tatsächlich war.

„Wir ziehen täglich Lehren aus den Kämpfen in der Ukraine, die britische Unternehmen nutzen, um fortschrittliche neue Drohnen zu entwickeln, die zum Schutz der ukrainischen Zivilbevölkerung beitragen und auch unsere eigene nationale Sicherheit stärken“, so Verteidigungsminister John Healey in einer Erklärung.

London will nach eigenen Angaben bis zum Ende des laufenden Haushaltsjahres im April 2026 100.000 Drohnen an die Ukraine liefern und damit die Zahl der gelieferten Drohnen verzehnfachen.

Die Ankündigung hat im Licht der Operation „Spinnennetz“ eine besondere Bedeutung. Dabei gelang es dem ukrainischen Geheimdienst SBU, die russische Flugabwehr spektakulär auszuhebeln – und konnte so russische Militärflughäfen weit im Hinterland empfindlich treffen.

Die kleinen ferngesteuerten Fluggeräte waren demnach in Holzhäusern („Tiny Homes“) auf Lastwagen versteckt, deren Fahrer sie nichts ahnend an die Militärgelände heranfuhren (siehe Tweet oben). Dort öffneten sich die Lkw-Dächer automatisch, und die mit Sprengstoff versehenen Drohnen begannen ihre Attacke.

Russische Passanten und die Fahrer versuchten offenbar, die geöffneten Verstecke händisch wieder zu verschließen, als realisiert wurde, was hier überhaupt transportiert wurde. Zahlreiche Videos davon finden sich in sozialen Medien.

Die Aktion soll eineinhalb Jahre vorbereitet worden sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj feierte den überraschenden Angriff seines Geheimdienstes SBU als „absolut brillanten Erfolg“. Nicht klar ist hingegen, welchen Effekt die Operation tatsächlich hatte.

Aus neuen Angaben des ukrainischen Generalstabs geht hervor, dass die russischen Streitkräfte zwölf Flugzeuge eingebüßt haben sollen. Der SBU sprach davor von mindestens 41 beschädigten – also nicht zerstört – Maschinen. Nach Geheimdienst-Angaben wurden vor allem 40 Kampf- und Aufklärungsflugzeuge getroffen, darunter das Frühwarnflugzeug Berijew A-50, Tupolew Tu-95, Tu-22M und Tu-160. 

Eine Animation, wie die Operation abgelaufen sein könnte:

Die Zahlen lassen sich nicht gesichert überprüfen, dürften jedoch etwas niedriger liegen als offiziell angegeben. Der Ukraine soll aber dennoch ein Wirkungstreffer gelungen sein. Denn vor allem ein Flugzeugtyp ist für den russischen Angriffskrieg essenziell und gleichzeitig Mangelware.

„Wenn mehrere A50 zerstört wurden, hätte das einen erheblichen Effekt auf die russischen Luftstreitkräfte, insbesondere ihre Gleitbombenabwürfe. Diese sind für die ukrainischen Verteidiger ein erhebliches Problem, zusammen mit den Glasfaserdrohnen vielleicht das Problem derzeit“, erklärte der Militärexperte Gustav Gressel dem Sender ntv. 

Gleitbomben sind modifizierte Sprengkörper, die von Flugzeugen aus sicherer Entfernung abgeworfen werden. Den Wert der beschädigten oder zerstörten Bomber bezifferte der SBU mit etwa sechs Milliarden Euro. 

Von russischer Seite wurde eine scharfe Reaktion angekündigt. „Rache ist unvermeidlich“, schrieb der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, bei Telegram. Zugleich verwies er auf den aktiven Vormarsch der russischen Armee. „Alles, was in die Luft gesprengt werden sollte, wird in die Luft gesprengt werden, und diejenigen, die ausgelöscht werden sollten, werden verschwinden“, fuhr der russische Ex-Präsident fort. 

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt