"Massives Biest"

Experte: “NSA wird immer noch unterschätzt”

Web
22.10.2013 13:05
Die Macht des Geheimdienstes NSA wird auch nach der Flut der Snowden-Enthüllungen noch unterschätzt, warnt der amerikanische Militärreporter Jeremy Scahill. Er berichtet seit Jahren über die Kehrseite der US-Sicherheitspolitik. "Die NSA ist nicht ein Haufen Computernerds, die in Fort Meade herumsitzen und Telefonate abhören", sagte er der dpa. "Die NSA ist ein massives Biest von einer Organisation, die eine von Grund auf militärische Mission hat."

Die Überwachungsdaten der NSA helfen demnach, dem Schwesterdienst CIA wichtige Informationen und Ziele für dessen tödliche Drohnenanschläge zu liefern. Es gebe keine klare Grenze zwischen Geheimdienst und Militär. Wer glaube, bei der NSA arbeiteten nur "Geeks mit Kopfhören", verstehe den amerikanischen Sicherheitsapparat nicht. "Die NSA spielt eine absolut zentrale Rolle in einem weltweiten Programm von Tötungsmissionen der USA", so Scahill.

Der 39-Jährige kennt sich aus mit verdeckten Missionen in Amerikas Kampf gegen den Terrorismus. Er berichtete aus dem Irak und dem Jemen, deckte Machenschaften der Söldnerfirma Blackwater auf und beschrieb Einsätze von amerikanischen Antiterroreinheiten. Sein zweites Buch, "Schmutzige Kriege", ist diesen Monat auf Deutsch erschienen. Darin beschreibt Scahill, wie die USA ihren Antiterrorkrieg mit Spezialkräften und gezielten Tötungsmissionen auf der ganzen Welt führen.

Zusammenarbeit mit Snowden-Vertrautem Greenwald
Nun arbeitet Scahill mit Glenn Greenwald zusammen, dem Journalisten, dem Edward Snowden seinen Vorrat an Geheimunterlagen übergeben hat. Scahill ist ein Mitstreiter in Greenwalds neuer Medienorganisation, die von eBay-Gründer und Milliardär Pierre Omidyar finanziert wird. "Natürlich werden die Snowden-Dokumente dabei eine riesige Rolle spielen", sagt Scahill. Sie enthielten Hunderte Geschichten, die noch recherchiert werden müssten.

"Ich weiß von mehreren Geschichten, an denen wir arbeiten, die Menschen in den USA und auf der Welt unglaublich interessieren werden", sagt er. Eine Ermüdung angesichts der monatelangen Berichte über immer neue Überwachungsprogramme fürchtet er nicht. "Davon kannst du dich nicht einengen lassen. Du musst die Menschen dazu bringen, sich Gedanken zu machen."

"Das ist wie Schattenboxen"
Dass die Programme zur Internetüberwachung begrenzt werden, jetzt, da sie bekannt sind, glaubt Scahill indes nicht. "Wenn in den USA ein Gesetz erst einmal im Buche steht, ist es sehr schwer, es wieder abzuschaffen." Seit er Greenwald bei der Auswertung der Snowden-Dokumente unterstützt, hat er immerhin gelernt, seine digitale Kommunikation besser gegen Ausspähversuche zu schützen. "Das ist wie Schattenboxen", sagt er. "Es ist unsere Aufgabe, es schwerer zu machen, uns auszuspionieren."

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