„Krone“-Kommentar

Die Berliner Merz-Gefallenen

Analysiert für die „Krone“: Andreas Mölzer

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Unter dem Begriff „März-Gefallene“ versteht der historisch Kundige gemeinhin die ersten Opfer, die bei der bürgerlichen Revolution von 1848 sowohl in der damaligen preußischen Metropole Berlin als auch in der k. u. k. Metropole Wien den Schüssen der fürstlichen Reaktion zum Opfer fielen.

Aktuell in unseren Tagen kann man mit einer kleinen orthografischen Änderung unter dem Begriff „Merz-Gefallene“ etwas anderes verstehen: nämlich jene Abgeordneten des Deutschen Bundestags, die sich – wiewohl einer der neuen Koalitions-Fraktionen angehörend – bei der Wahl des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz verweigerten.

EINERSEITS erklären uns nun die diversen politischen Beobachter, dass dies wohl ein Denkzettel für Merz gewesen sei, weil er allzu viele in der eigenen Fraktion, aber auch beim sozialdemokratischen Koalitionspartner vor den Kopf gestoßen habe.

ANDERERSEITS wurde erstmals ein designierter deutscher Bundeskanzler nicht im ersten Wahlgang vom Bundestag gewählt. Zweifellos ein schlechtes Omen für die Kanzlerschaft von Friedrich Merz. Und dies ist umso bedenklicher, als die Deutschen und allen voran die Bundesregierung mit Friedrich Merz im gegenwärtig offenbar desorientierten Europa so etwas wie eine Führungsrolle einnehmen sollten. Und zu diesem Zweck wird Merz wohl erst einmal die eigenen Leute auf Linie bringen müssen.