Keine "Frank-Show"

Spindelegger vs. Stronach im Streit um Wirtschaft

Österreich
03.09.2013 23:01
Keine "Frank-Show", dafür ein verbal entfesselter ÖVP-Chef: Bei der Debatte um Wirtschaftsfragen und Außenpolitik setzte Michael Spindelegger gegen Team-Stronach-Gründer Frank Stronach am Dienstagabend im ORF-TV-Duell zur Nationalratswahl klar die Akzente. Die Lautesten im Studio waren dennoch nicht die Kandidaten, sondern deren Fanklubs, die nach beinahe jedem Satz der Diskutanten frenetisch applaudierten. Am Ende hatte Spindelegger laut Umfrage deutlich die Nase vorn.

Die große Überraschung des Duells war sicherlich Frank Stronach: Er wirkte erstmals bei einem TV-Auftritt ruhig und gelassen - vielleicht am Ende gar etwas zu ruhig. Aus der wohl von vielen erwarteten "Frank-Show" wurde jedenfalls nichts. Hatte er noch vergangene Woche BZÖ-Chef Josef Bucher regelrecht niedergeredet und sämtliche Fragen ignoriert, präsentierte sich Stronach bei seinem zweiten ORF-TV-Duell regelrecht handzahm (siehe Video in der Infobox). Er griff diesmal zudem auf die allseits beliebten Taferln zurück.

Spindelegger versprühte hingegen, wie schon bei seinen Auftritten in den letzten Wochen, Optimismus pur - und wirkte zumindest etappenweise wesentlich bissiger als sein Gegenüber. So konnte der ÖVP-Chef in der ersten Viertelstunde mehr als doppelt so viel Redezeit wie Frank Stronach für sich verbuchen. Daran, den Rückstand letztlich doch noch aufgeholt zu haben, zweifelte Stronach übrigens trotz der Zeitanzeige am Ende des Duells: "Er (Spindelegger) hat das erste und das letzte Wort gehabt."

Spindelegger predigt Wirtschaftsentfesselung
Während Spindelegger erneut die Entfesselung der Wirtschaft predigte, warf ihm Stronach hohe Schulden und die Mitverantwortung für überbordende Bürokratie in Österreich vor. Der Vizekanzler habe die Wirtschaft eher gefesselt als entfesselt. Dass Österreich hier "abgesandelt" sei, sage ihm der Verstand, so der Austro-Kanadier. Die ÖVP sei seit 27 Jahren Teil der Regierung, in dieser Zeit hätten sich die Staatsschulden verfünffacht, "das System erdrückt die Leute hier". Und weil die Volkspartei daran festhalte, schloss Stronach sie auch gleich als Koalitionspartner aus.

Spindelegger verwies dagegen auf Errungenschaften wie die Schuldenbremse (Stronach: "Da muss sehr viel Öl drauf sein") und das Ziel, 2016 wieder ein ausgeglichenes Budget zu erreichen. Und während der ehemalige Magna-Chef die ÖVP als "Bankenpartei ohne Prinzipien" bezeichnete, die er nie in seinem Leben gewählt habe, präsentierte Spindelegger seine Partei als "soziale Integrationspartei" und "Partei der Leistungsträger, egal, wo sie herkommen". Er habe die Prinzipien der ÖVP wiedererweckt. Der ÖVP-Chef erneuerte auch sein vor einem Jahr gemachtes Angebot an den Milliardär, die ÖBB zu kaufen. Dieser stieg nochmals darauf ein und betonte, genügend Geld dafür zu haben.

Stronach: "Glaube, ich verstehe, was Österreich braucht"
Spindelegger hielt Stronach auch seine häufigen Abwesenheiten vor, "man kann Österreich nicht aus dem Flieger betrachten". Der Vorschlag unterschiedlicher National-Euros sei eine "Schnapsidee", und die radikalen Steuerkürzungspläne des Team Stronach würden zu einem Kahlschlag im Sozialsystem führen. Stronach betonte dagegen, seit Generationen im Land verwurzelt zu sein. "Ich bin Österreicher. Ich glaube, ich verstehe, was Österreich braucht, besser als jeder andere."

Vor allem beim Thema Außenpolitik wusste Spindelegger seinen Außenminister-Bonus zu seinem Vorteil zu nutzen. Sein Gegenüber kam bei der Beantwortung der entsprechenden Fragen von Moderatorin Ingrid Thurnher mehrmals ins Stocken - und machte auch keinen Hehl daraus, ein NATO-Fan zu sein. Zum drohenden US-Militärschlag gegen Syrien sowie den österreichischen Blauhelmen fiel Stronach hingegen nicht allzu viel ein. Zur Neutralität äußerte er sich distanziert, sie würde Österreich nicht helfen, sollten etwa die Chinesen einmarschieren. "Ich glaube, der Herr Stronach sollte lieber bei der Wirtschaft bleiben", so der Kommentar Spindeleggers, der weiter auf ein UN-Mandat für einen Syrien-Einsatz pochte.

TV-Seher: Spindelegger sachlicher, Stronach humorvoller
Laut repräsentativer "Krone"/IMAS-Umfrage zur Konfrontation konnte der ÖVP-Chef das Duell ganz klar für sich entscheiden. Spindelegger wurde von den 306 befragten TV-Zusehern als "sympathischer", "sachlicher" und "überzeugender" bewertet. Stronach hingegen konnte nur in der Kategorie "humorvoll" glänzen.

Insgesamt fanden 59 Prozent der Befragten, dass Michael Spindelegger besser abgeschnitten hat, 25 Prozent waren der Meinung, Frank Stronach habe bei der ORF-Konfrontation besser gewirkt. Gleich gut fanden 16 Prozent der Befragten die beiden Politiker.

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