Ein Team unter Leitung von Martin Bilban entdeckte eine Kette von Mechanismen, die durch die Bildung von Glukokortikoiden angekurbelt werden. Dabei sind ein Glukokortikoid-abhängige Gen namens LMO3 sowie das Enzym 11βHSD1 die entscheidenden Faktoren: Veränderungen in der Bildung von LMO3 spielen eine wichtige Rolle bei der Umverteilung des Fettgewebes in Richtung Bauchfett – angestoßen werden diese Veränderungen durch den höheren Glukokortikoid-Spiegel und durch 11βHSD1.
"Das Enzym ist sozusagen das Ladegerät für LMO3, das dann die Umverteilung vollzieht", erklärte Bilban. So konnten die Studienautoren zeigen, dass LMO3- und 11βHSD1-Spiegel im Bauchfett adipöser Patienten eng korrelieren. Darüber hinaus fördern beide die Fettzellbildung. Auf molekularer Ebene wirkt dabei LMO3 stimulierend auf ein weiteres Gen, das die Produktion von Fettzellen kontrolliert, schreiben die Forscher im Journal "Cell Metabolism".
"Bauchfett wird bevorzugt unter Stress gebildet"
Generell wird zwischen zwei Fettdepot-Typen unterschieden: zwischen viszeralem (innerem) Bauchfett und subkutanem Fettgewebe, das unter der Haut sitzt. Das Fettverteilungsmuster ist ein wichtiger Faktor für das Gesundheitsrisiko bei Übergewicht bzw. Adipositas. Bei zu viel Bauchfett – dem für Männer typischen Fettverteilungstyp – erhöht sich das Risiko für ernsthafte Probleme wie Typ-2-Diabetes, Schlaganfälle, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mehrere Krebsarten. "Bauchfett ist nicht nur böses Fett, es wird auch bevorzugt unter Stress gebildet", so Co-Studienleiter Harald Esterbauer.
Die Entschlüsselung dieses molekularen Mechanismus könnte in Zukunft dazu beitragen, neue Therapiemöglichkeiten für das sogeannte metabolische Syndrom (viszerale Fettleibigkeit, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und Insulinresistenz) zu entwickeln, so Bilban. Er hält es für denkbar, die Ansammlung von viszeralem Fett durch eine Blockade von LMO3 gezielt zu verhindern.
Grundsätzlich haben Glukokortikoide vielfältige wichtige physiologische Aufgaben im menschlichen Körper: Sie beeinflussen den Stoffwechsel, den Wasser- und Elektrolythaushalt, das Herz-Kreislaufsystem und das Nervensystem. "Ohne sie können wir nicht leben", erklärte Esterbauer.
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