Mutiger Schritt

Ski-Girl Lindsey Vonn lässt die Maske fallen

Sport
15.12.2012 12:26
Lindsey Vonn hofft nach ihrem Outing auf gesundheitliche Besserung. Die amerikanische Olympia- und Gesamtweltcupsiegerin hatte dieser Tage in einem Interview mit dem US-Magazin "People" erstmals eine psychische Erkrankung offenbart, deren Symptome auf eine Depression hindeuten. Damit wurde offensichtlich, was Medien schon vor Monaten gemutmaßt hatten. Vonn zeigte sich nun etwas erleichtert und gestand: "Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte. Das tut gut, das habe ich gebraucht. Jetzt kommt der nächste Schritt in meinem neuen Leben."

Damit machte Vonn selbst offiziell, was ihr Umfeld stets bestritten hatte: Ihr strahlendes Siegerlächeln war offenbar lange Zeit nur Fassade. Laut dem Interview war die Krankheit nach einer Diagnose im Jahr 2008 mit Medikamenten behandelt worden. "Ich kam nicht mehr aus dem Bett. Ich fühlte mich hoffnungslos, leer, wie ein Zombie", sagte Vonn über diese Zeit in dem Gespräch. "Ich konnte noch nicht einmal mehr weinen."

Aufgetreten seien die Symptome erstmals nach ihren ersten Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City und nach Spannungen mit ihrem Vater, der ihr erster Trainer war. "Wegen meiner Dickköpfigkeit oder Scham oder weil ich nicht zugeben wollte, dass etwas falsch ist, habe ich nichts deswegen gemacht."

Flucht in den Sport
Zunächst habe sie sich in ihre Leidenschaft für den Sport geflüchtet, berichtete die viermalige Gesamtweltcupsiegerin dem Magazin. "Als sich meine Eltern scheiden ließen, habe ich zu mir selbst gesagt: 'Geh schlafen und morgen kannst du Skifahren.' Ich habe mich in den Schlaf geweint und morgens war ich auf dem Berg, und es ging mir gut. Wenn ich Ski fahre, bin ich glücklich."

Dies sei eine Erklärung dafür, dass sich Vonn "so wahnsinnig über den Erfolg" definiere, sagte ihre Konkurrentin und Wieder-Freundin Maria Höfl-Riesch in Frankreich. Im Sommer habe sie mit Vonn über ihre Erkrankung gesprochen. "Wenn sie Rennen gewinnt, ist der ganze Tag super und dementsprechend ist es nicht so, wenn es ein bisschen schlechter läuft. Da sind die Depressionen sicher ein bisschen eine Erklärung", sagte die Deutsche.

Durch Medikamente "ein anderer Mensch"
Vor vier Jahren seien die Probleme schwerer geworden, berichtete Vonn. Auf Drängen ihres damaligen Ehemann Thomas habe sie einen Arzt aufgesucht. Einen Monat, nachdem sie mit der Einnahme von Medikamenten begonnen habe, sei sie "wie ein anderer Mensch" gewesen. "Es war verrückt. Ich war begeistert, wieder rauszugehen. Ich hatte Glück, sofort die richtige Behandlung zu finden", sagte Vonn, die wegen einer rätselhaften Magen-Darmerkrankung diese Saison für mehrere Tage ins Krankenhaus musste.

Von der Diagnose habe sie nur wenigen Menschen erzählt, auch weil sie ein "großes Stigma" gefürchtet habe. "Jeder sah mich im Fernsehen oder konnte die Artikel lesen, und es ging um meine großartige Ehe, den weißen Lattenzaun, den ganzen Erfolg und mein perfektes Leben. Aber hinter den Kulissen war es ein Kampf." Als die Beziehung mit ihrem Mann zerbrach - die Trennung gab sie im Herbst 2011 bekannt - habe sie ebenfalls eine schwere Zeit gehabt.

Die Trennung habe Vonn schwer zugesetzt, erklärte Höfl-Riesch, "die Situation war nicht einfach für sie, umso beeindruckender war es, was sie auf der Piste fabriziert hat, mit welcher Souveränität sie da immer runtergefahren ist." Inzwischen hat Vonn auch den Kontakt zu ihrem Vater, Alan Kildow, wieder aufgenommen. "Es war hart, sehr hart, aber wir haben alles besprochen. Ich habe ihn sehr vermisst."

Komplett hinter sich hat Vonn das Ganze offenbar noch nicht. "Es ist im Moment nicht so leicht", gestand sie nun in Frankreich.

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(Bild: KMM)



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