"Die lustigen Tiroler" waren aber dennoch waschechte Argentinier. Zumindest war dies der Inbrunst zu entnehmen, mit der sie bei dem ehrwürdigen Festakt die argentinische Hymne mitsangen. Fischer gab sich ob des launischen Empfangs hocherfreut und plauderte vergnügt mit den Mitgliedern der Folkloregruppe.
In dem zweitgrößten südamerikanischen Land leben zahlreiche Nachfahren ausgewanderter Alpenrepublikaner. In Buenos Aires sind sie in einem eigenen Verein organisiert. Insgesamt gibt es laut Unterlagen der Präsidentschaftskanzlei rund 5.900 Pass-Österreicher in Argentinien, tatsächlich dürften aber weit mehr Österreicherinnen und Österreicher hier leben. Die Zahl von jüdischen Holocaust-Opfern aus Österreich und deren Nachkommen wird auf rund 650 geschätzt.
Das Denkmal im Zentrum von Buenos Aires ist Jose de San Martin (1778 - 1850) gewidmet. Der General war Anfang des 19. Jahrhunderts ein Kämpfer für die Unabhängigkeitsbestrebungen der spanischen Kolonien in Südamerika.
Fernandez de Kirchner ließ Fischer lange warten
Rund eineinhalb Stunden nach dem ursprünglich angesetzten Termin wurde Fischer am Abend im Präsidentenpalast schließlich von Staatschefin Fernandez de Kirchner empfangen. Er sei seitens des österreichischen Botschafters schon vorgewarnt worden, dass Pünktlichkeit in Argentinien nicht mit jenen Standards zu messen sei, wie sie in Österreich üblich sind, sagte Fischer zu den eineinhalb Wartestunden, die ihm sowie seiner Delegation u.a. bestehend aus Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Infrastrukturministerin Doris Bures auferlegt worden waren. Launiger Nachsatz: "Ich werde mich aber trotzdem weiterhin bemühen, dass ich pünktlich bin."
In dem Gespräch habe sich Fernandez de Kirchner ganz besonders über die "Währungs- und Vertrauenskrise" in Europa erkundigt, erklärte Fischer nach dem Treffen. Er habe versucht, mit einem Schuss Zuversicht zu vermitteln, dass Österreich und Europa diese Probleme lösen können. "Europa leugnet seine Probleme nicht. Aber man sollte die innere Stärke und technologische Fähigkeit Europas nicht unterschätzen", so Fischer.
Bezüglich der umstrittenen Importbeschränkungen seitens Argentiniens habe die Präsidentin erklärt, dass ihr Land auf eine positive Handelsbilanz angewiesen sei, weil das Land seine Schulden nur bei Deviseneinnahmen begleichen könne. Er wiederum habe vor allem darauf hingewiesen, dass Exporte nach Argentinien nicht wie derzeit üblich an Importe geknüpft sein dürfen, meinte Fischer. "Es geht nicht, dass jemand, der aus Österreich Ski exportiert, im Gegenzug Zitronen oder Fleisch importieren muss."
Fernandez de Kirchner steht innenpolitisch unter Druck (siehe Infobox). Unter anderem wegen der miserablen wirtschaftlichen wie sozialen Lage im Land und des Vorwurfs, sie strebe insgeheim eine Verfassungsänderung an, um nach 2007 und 2011 ein drittes Mal in Folge für das Präsidentenamt zu kandidieren. Nicht zuletzt deshalb beschränkt sie ihre Medienauftritte auf Reden in TV-Sendern, deren Zustimmung ihr gewiss ist.
Nach mehreren Terminen Weiterreise nach Chile
Am Dienstag eröffnet Fischer in der argentinischen Hauptstadt gemeinsam mit Mitterlehner und Bures sowie Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl ein bilaterales Wirtschaftsforum. Danach steht dann auch ein Treffen mit dem Präsidenten der argentinischen Abgeordnetenkammer, Julian Andres Dominguez, und der Vizepräsidentin des Senats, Beatriz Liliana Rojkes de Alperovich, auf dem Programm.
Am Mittwoch folgt nach Besuchen in der Staatsoper und beim Bürgermeister von Buenos Aires, Mauricio Macri, die Weiterreise nach Chile. In der Hauptstadt Santiago wird der Bundespräsident am Donnerstag von Staatsoberhaupt Sebastian Pinera empfangen, zudem wird ebenfalls ein Wirtschaftsforum abgehalten.
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