Die Kelag muss die Schwall-Sunk-Problematik lösen und dafür ein neues Kraftwerk errichten. Der Wasserschwall aus den Kraftwerken Außerfragant und Gößnitz wird nicht mehr in die Möll, sondern durch einen Stollen zum geplanten Kraftwerk Kolbnitz geleitet. Das wäre das Aus für den Wildwassersport.
„Das kann doch nicht ernst gemeint sein, dass man in sieben Jahren gerade noch ein Zehntel, also etwa drei Kubikmeter der üblichen sommerlichen Wassermenge von mehr als 30 Kubikmeter durchfließen lässt und den Rest zur Energiegewinnung ableitet!“, zeigt sich das Ehepaar Steindl entsetzt.
Evelyn und Wolfgang Steindl sind seit 1990 Stammgäste auf dem Campingplatz der Familie Pristavec in Obervellach. Mehrere Wochen genießen sie im Sommer im Mölltal. Der Grund dafür: Sie lieben das Wildwasserrafting, das Kajakfahren in der Möll. „Deshalb haben wir dieses Urlaubsziel entdeckt und deshalb kommen wir seit 1990 hierher. Aber das geplante Kraftwerk wäre das Ende vom Kajak- und Wildwasserrafting zwischen Gößnitzsee und Rottau! Dabei sind Kajakfahren und Rafting die touristischen Zugpferde im Mölltal, das Wandern und Radfahren ist Beiwerk“, sind sich die Niederösterreicher sicher. „Ich war selbst Gemeindevorstand in einer Abwanderungs- und Abgangsgemeinde. Ich weiß, wie schwierig Infrastruktur zu erhalten ist und was es für eine Katastrophe ist, wenn wieder etwas wegbricht!“
Die Verwirklichung dieses Projektes würde dem Tourismus im Mölltal endgültig den Todesstoß versetzen. Vor Jahren wurde ja schon die Reißeckbahn geschlossen, die Ankogelbahn und die Bergbahnen Heiligenblut wackeln gewaltig.
Das Ehepaar Steindl, wegen des Wildwassers Stammgäste im Mölltal
Wie es zur umstrittenen Planung gekommen war
Zwei Jahre haben Fachleute der Kelag Varianten geprüft, um die raschen Veränderungen im Wasserstand der Möll zu verringern, die vom Betrieb der Kraftwerke Außerfragant und Gößnitz verursacht werden. Denn um den schwankenden Strombedarf zu decken, starten und stoppen die Maschinen mehrmals am Tag. Es kommt zur sogenannten Schwall-Sunk-Problematik. Diese muss aber nach der EU-Wasserrichtlinie gelöst werden, um den ökologischen Zustand des Flusses zu verbessern.
„Die Begründung, Schwall-Sunk sei für die Natur schlecht, klingt angesichts der vorgesehen Restwassermenge fast lächerlich. Das bisschen übrigbleibende Wasser wird nicht helfen. Die Möll wird zum Rinnsaal verkommen!“, so die Stammgäste, die zudem befürchten, dass bei Hochwasser der Schlamm alles, was noch lebt, wegschwemmen könnte.
„Und wofür das Ganze? Damit sich die Energiewirtschaft das grüne Mäntelchen umhängen kann“, kritisiert das Ehepaar die Kraftwerkspläne.
Und sie sind bei weitem nicht die einzigen Kritiker des 200 Millionen Euro-Projektes: Die Mölltaler Bürgermeister verlangen, dass das Erscheinungsbild des Flusses gleich bleibt.
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