Steuersenkung „nötig“

„Buchhändlersterben kommt nicht, es ist schon da“

Kärnten
08.04.2024 14:03

Stagnierende Umsätze, hohe Nebenkosten – der heimische Buchhandel hat mit Herausforderungen zu kämpfen, die so groß sind, dass sie so manchen Unternehmer in die Knie zwingen. Wie die Kehrtwende gelingen soll und welche drastischen Folgen das Buchhändlersterben hat.

„Hohe Inflation, höhere Mieten, erhöhte Personalkosten, ...“, zählt Ingrid Parzer die Ursachen auf, die Buchhändlern ihr (Berufs-) Leben schwer machen. Die Geschäftsführerin der Fachgruppe Buch- und Medienwirtschaft der Wirtschaftskammer (WK) kennt die triste Realität: Seit 2012 mussten in Kärnten 17 Buchhandlungen ihre Türen für immer schließen, alleine in Klagenfurt haben in den letzten Jahren acht Betriebe zugesperrt.

Dazu kommen die stagnierenden Verkäufe: In der Corona-Zeit wurde zwar viel gelesen, inzwischen rasseln die Zahlen aber nach unten – einem Absatz von -4,9 Prozent stand 2023 eine Preiserhöhung bei Büchern von 5,4 Prozent gegenüber, die Umsätze pendelten sich bei schwachen 0,3 Prozent ein. 

Rettung für die Buchhandlungen
Was helfen soll? „Eine Umsatzsteuersenkung“, fordert „Mr. Heyn“ Helmut Zechner, Fachgruppenobmann und Betreiber der Klagenfurter Traditionsbuchhandlung Heyn. Mit 10 Prozent Umsatzsteuer auf Bücher sei Österreich ein Hochsteuerland – Deutschland verlange 7, Südtirol 4, die Schweiz sogar nur 2,6 Prozent. In England und Irland gäbe es überhaupt keine Steuer auf Bücher. „Was ich jetzt sage, ist ein lauter Hilferuf: Wir fordern eine deutliche Steuersenkung auf unter 4 Prozent. Das Buchhändlersterben kommt nicht, es ist schon da.“

Wegen der seit 130 Jahren bestehenden Buchpreisbindung in Österreich würde der Bruttoverkaufspreis von Büchern trotz Steuersenkung gleich bleiben – davon würden die Betriebe profitieren. Was passiert, wenn diese Bindung abgeschafft würde, sehe man am Beispiel England, so Zechner: „Große Handelshäuser haben Bücher um Spottpreise verscherbelt, nur um die Kundenfrequenz im Geschäft zu erhöhen. Als Konsequenz sind Verlage bei der Produktion von Büchern unbekannter oder junger Autoren sehr vorsichtig geworden, die dadurch massiv benachteiligt wurden.“

Von der Forderung ist Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) nicht sehr begeistert: „Die erste Antwort des Bundesministers war abschlägig und wenig substanzvoll. Aber die Schlacht ist noch nicht verloren“, ist Zechner hoffnungsvoll.

„Es gibt keinen Plan B!“
Man stehe mit dem Rücken zur Wand: „Viele Buchhändler zahlen sich selbst keinen Unternehmerlohn mehr aus“, weiß Zechner, der seinen Personalstand selbst um 15 Prozent bzw. vier Mitarbeiter reduzieren musste. Trotz des hohen KV-Abschlusses von 17 Prozent Lohnerhöhung sei eine Nulllohnrunde in den kommenden Jahren völlig „unrealistisch“. Es müsse eine Umsatzsteuersenkung her: „Es gibt keinen Plan B!“

Welche Folgen das Buchhändlersterben hätte, liege auf der Hand: nicht nur massive Anstiege von Insolvenzen, sondern auch weniger Arbeitsplätze, negative Auswirkungen auf die Bildung, die Demokratie und die Wirtschaft. „Buchhandlungen sind Wissens- und Kulturtankstellen. Deshalb bin ich über die Absage erstaunt.“

Aber es gibt auch Hoffnung: Neben Kinderbüchern und Belletristik habe sich in den letzten Jahren ein neues Genre aufgetan, das die Verkäufe antreibt – „Young Adult“-Fiktion ist Literatur für Teenager und junge Erwachsene. Vor allem bedingt durch soziale Medien und Buch-Influencer ist so eine neue Kundengruppe entstanden, die kauffreudig ist und auf neue, alte Techniken setzt – so seien bei dieser Altersgruppe Farbschnitte wieder sehr beliebt.

„Das ist ja eine schöne Entwicklung. Und auf einmal ist die Buchhandlung voll mit 16- bis 18-Jährigen, das freut mich“, erzählt Zechner, der auf den Trend reagiert: Er will seine Buchhandlung um 38 Laufmeter vergrößern und die Büro- in Geschäftsflächen umwandeln.

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