Russland hat einen weiteren Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew getätigt. Ein Wohnhaus wurde dabei getroffen, zehn Menschen wurden verletzt. Der terroristische Luftschlag gegen zivile Ziele ist wohl als „Vergeltung“ für die jüngsten ukrainischen Angriffe auf die Krim gedacht.
Im Zentrum von Kiew sei ein dreigeschossiges Gebäude vollständig zerstört worden, teilten die lokalen Behörden mit. Auch in drei anderen Stadtteilen seien Raketentrümmer herabgestürzt. Zwei Raketen seien über Kiew abgeschossen worden, erklärte die ukrainische Luftwaffe. Behördenangaben zufolge wurden mindestens zehn Menschen in verschiedenen Stadtvierteln verletzt, sagte Kulturminister Rostyslaw Karandjejew.
Luftalarm erst kurz vor Einschlag
Der Alarm in der Hauptstadt wurde erst kurz vor einer ersten Detonation ausgelöst. Üblicherweise haben die Menschen mehr Vorlauf, um sich in die Schutzräume zu begeben. „Explosionen in der Hauptstadt. Begeben Sie sich umgehend in Schutzräume“, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. Rettungskräfte seien in drei Stadtbezirken im Einsatz.
Um 11 Uhr (Ortszeit) wurde wieder Entwarnung gegeben, meldete der „Kyiv Independent“. Der Zeitung zufolge waren mindestens vier Explosionen zu hören gewesen.
Botschafterin: Angriff mit Hyperschallraketen
Laut der US-Botschafterin der Ukraine, Bridget Brink, erfolgten die Angriffe mit Hyperschallraketen. Unbestätigten Berichten zufolge hat Russland Kiew mit „Onik“- oder „Zirkon“-Raketen beschossen, die von der besetzten Krim abgefeuert wurden. Möglicherweise war der Angriff als Vergeltung für die jüngsten ukrainischen Angriffe auf Sewastopol gedacht.
Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte Rettungskräften, Polizei und Helfern für ihren Einsatz. „Wir werden nicht müde zu wiederholen, dass die Ukraine mehr Flugabwehr braucht“, schrieb der Staatschef auf Telegram. Damit würden Städte geschützt und Menschenleben gerettet. Zuvor hatte bereits Außenminister Dmytro Kuleba einen entsprechenden Aufruf lanciert und konkret vor allem Patriot-Systeme gefordert.
Stromausfall in Odessa nach Drohnenangriff
Russische Kampfdrohnen haben am Montag zudem die Stromversorgung in den Gebieten Odessa und Mykolajiw in der Südukraine beschädigt. In Odessa fiel deswegen teilweise der Strom aus. Der öffentliche Nahverkehr mit Straßenbahnen und Oberleitungsbussen in Odessa musste nach Angaben der Stadtverwaltung eingestellt werden. Niemand sei verletzt worden.
Auch im Gebiet Mykolajiw sei ein Umspannwerk beschädigt worden und in Brand geraten, teilte der Energieversorger Ukrenerho mit. Nach Militärangaben stürzten dort auch Trümmer einer Drohne auf ein zweigeschossiges Wohnhaus. Es sei in Brand geraten. Elf Menschen seien verletzt worden, zwei von ihnen schwer. Die ukrainische Armee teilte in der Früh mit, dass in der Nacht acht von neun russischen Drohnen, die von der Halbinsel Krim aus gestartet waren, abgeschossen wurden. Wie die Nachrichtenagentur Ukrinform weiter meldete, gab es sechs Luftangriffe auf die Region Saporischschja sowie Artilleriebeschuss auf vier Orte in der östlichen Grenzregion Sumy.
Schwere Angriffe auf Energie-Infrastruktur
Die russische Armee richtet ihre Luftangriffe seit einigen Tagen wieder verstärkt gegen die Energieversorgung der Ukraine. Vor allem in der ostukrainischen Großstadt Charkiw löste dies große Probleme aus. Die Reparaturen am Netz dort bräuchten noch etwa eine Woche, sagte Ukrenerho-Chef Wolodymyr Kudryzkyj im ukrainischen Fernsehen.
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