Panzer ja, Gemüse nein

Russen können sich Kartoffeln kaum mehr leisten

Wirtschaft
20.06.2025 12:15

In Russland sind trotz der potenziell größten Anbaufläche für Landwirtschaft Kartoffeln und Zwiebeln ausgegangen. Auch bei Zuckerrüben und einigen Gemüsesorten gebe es Engpässe, räumte Präsident Wladimir Putin ein. Zuvor waren die Preise für Kartoffeln in den Geschäften durch die Decke gegangen.

Innerhalb des vergangenen Jahres haben sie sich nach offiziellen Angaben fast verdreifacht, der Preis für Zwiebeln verdoppelt. Kohl kostet über 50 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Für ein Kilo Kartoffeln mussten die Russinnen und Russen im Juni etwas mehr als einen Euro ausgeben. Das ist viel, wenn man berücksichtigt, dass das Durchschnittseinkommen laut Rosstat umgerechnet knapp 1000 Euro beträgt – vor Abzug von Steuern. Bei Pensionistinnen und Pensionisten sind es nur etwas mehr als 200 Euro.

Im ersten Kriegsjahr 2022 hatte Putin noch stolz von einer Rekordernte beim Getreide mit 157 Millionen Tonnen berichtet. In den vergangenen beiden Jahren sanken die Erträge dann jeweils. Zuvor hatte der Kremlchef angeordnet, bis 2030 die Getreideernte auf 170 Millionen Tonnen und den Export auf 80 Millionen Tonnen hochzufahren. Laut Vizepremier Dmitri Patruschew geht es derzeit aber eher in die entgegengesetzte Richtung.

Ernte in der kommenden Woche
Die Regierung hofft nun auf eine bessere Ernte als im Vorjahr. Ab kommender Woche sollen die Kartoffeln gerodet werden, das steigende Angebot könnte die Preise wieder sinken lassen. Ansonsten muss Putin auf das Rezept seines langjährigen Verbündeten zurückgreifen, des als „Kartoffeldiktator“ verschriene Machthaber von Belarus, Alexander Lukaschenko. Dieser empfahl seinen Bürgerinnen und Bürgern, Kartoffeln nur noch ein- oder maximal zweimal pro Woche zu essen. Ansonsten würden sie zu dick, sagte Lukaschenko, der selbst nicht schlank ist. Insgesamt leben in Russland ungefähr 145 Millionen Menschen.

Aktuell kränkeln auch viele andere zivile Sektoren in Russland, wie der Bau- und Immobiliensektor sowie die Automobilbranche. Sie kämpfen mit hohen Kosten, Personalmangel und technologischem Rückstand, der sich durch die Sanktionen weiter verschärft. Haushaltsgelder fließen vor allem in die Rüstungswirtschaft, die immer mehr Drohnen, Raketen und Panzer produziert.

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